Spanien 2004

Wir starteten am 1.Februar Richtung Andalusien, wir wollten das erste Mal eine Überwinterung versuchen. Wir hatten nur einen groben Plan, wir wollten in das grosse Naturschutz-Gebiet Cabo de Gata. Die eher späte Abreise geschah aus Sicherheits-Überlegungen: ich besass keine Winter-Reifen!

Ich hatte im Internet viel über diesen Teil Spaniens gelesen, es soll die einzige Halbwüste und zudem das trockenste und wärmste Gebiet in Europa sein. Das schien uns ideal in Anbetracht der angeschlagenen Gesundheit meiner Frau. Sie konnte zwar noch ohne dauernde Sauerstoff-Versorgung leben, aber der höhere O2-Gehalt auf Meereshöhe wäre sicher vorteilhaft.

Das erste Etmal über Lion durchs Rhonetal fiel recht gross aus, wir übernachteten erst am Mittelmeer in Palavas les Flots. Der dortige Stellplatz im Sportboot-Hafen hatte bereits geschlossen, wir standen aber problemlos und gratis auf dem Platz vor der Rezeption.

Am zweiten Tag erreichten wir in L’Hospitalet de I’Infant unterhalb Tarragona den kleinen aber schönen Campingplatz Cala d’Oques. Am Eingang wird man von den Haus-Gänsen begrüsst.

Weiter ging’s gegen Süden, mehrheitlich auf der AP7, später dann auf der A7 gegen Almeria. In Campohermoso kam dann die Abzweigung in den Cabo de Gata. Die Strassen wurden enger, und die Landschaft veränderte sich sehr, aber leider nicht in Richtung Natur, sondern in Richtung Plastik! Wir durchfuhren einen Teil der riesigen «Costa del Plastico», Gewächshäuser soweit das Auge reichte, kaum ein Fleck natürlichen Boden, schrecklich!

Nach einiger Zeit aber war der Spuk schlagartig vorbei, wir waren im geschützten Gebiet angekommen. Die Landschaft war nun wirklich wüstenartig, steinig, felsig.

Und schliesslich standen wir am Meer, in San Jose. Wir waren müde, es gab da zwar einen kleinen Campingplatz aber der war geschlossen. Wir stellten uns nun einfach in einer Seitenstrasse direkt vor ein Hotel, gingen da essen und fragten um Erlaubnis für eine Nacht da stehen zu bleiben. Es wurde uns problemlos erlaubt, wir hatten sogar Blick auf’s Meer, wir schliefen herrlich.

Wir konnten ja nicht spanisch sprechen, aber der Chef konnte englisch. Auf unsere Frage nach guten Campingplätzen machte er uns zwei, drei Vorschläge, wovon einer ganz in der Nähe war. Da fuhren wir dann anderntags hin.

Los Esqullos hiess der Platz, machte auf Anhieb einen sympatischen Eindruck, an der Rezeption konnte man sogar deutsch sprechen. Ein Teil des Platzes war für spanische Dauercamper reserviert, es gab ein paar Bungalows, auf dem grösseren Teil fanden wir dann noch einen der letzten Plätze. Wir waren angekommen, hier wollten wir bleiben.

Es war ein gutes Gefühl nach drei anstrengenden Tagen die Füsse zu strecken und sich in Ruhe einen «Anker-Drink» zu genehmigen. Meiner Frau A war die Erleichterung anzusehen, sie hatte immer ein wenig Angst vor dem Ungewissen, ich verstand das gut und gab mir Mühe diese Phasen so kurz wie möglich zu halten.

Wir hatten uns schnell eingerichtet und uns den Nachbarn vorgestellt. Es waren sehr nette Leute, links ein deutsches, rechts ein holländisches und vis-a-vis wieder ein deutsches Ehepaar. Auf dem Platz gab’s einen kleinen Laden für das Nötigste, ein schönes Restaurant, und die sanitären Anlagen waren gepflegt. Der Preis richtete sich nach der Dauer des Aufenthaltes, wir bezahlten dann schliesslich 14 Euro incl. dem Strom. Ab drei Monaten hätte der Preis nur noch 8 Euro betragen!

Es begann nun eine sehr schöne Zeit. Wir erkundeten die Umgebung, lernten die Leute um uns kennen und machten Ausfüge mit unserem Roller. Wir haben Tages-Touren bis zu 200 Km gemacht. Auch die Film-Studios haben wir besucht. Dort sollen ja die meisten Wildwest-Filme gedreht worden sein.

Zum Meer führte ein Weg durch die einzigartige Landschaft, da A nur langsam gehen konnte dauerte das etwa 15 Minuten. Es wuchsen da noch Pflanzen die es sonst nirgendswo in Europa gibt. Es hielten sich darum immer irgend welche Botaniker-Leute hier auf.

Am Abend war jeweils im Restaurant Happy Hour, da gab’s jeweils eine Stunde lang zwei für eins. Die meisten deckten sich während dieser Stunde mit Getränken ein die dann den ganzen Abend reichten. Und die Abende waren manchmal sehr lang! An solchen Abenden wurden wir voll in die Gemeinschaft integriert, wir gehörten sehr schnell dazu.

Die Deutschen stellten den grössten Anteil der Camper, gefolgt von ein paar Holländern und Engländern. Wir waren die einzigen Schweizer. Die Meisten waren hier seit vielen Jahren Stammgäste und es herschte eine richtig gute familiäre Atmosphäre. Die Verweildauer betrug meistens rund 4 Monate, einige blieben bis zu einem halben Jahr.

Das Einkaufen war allerdings etwas problematisch. San Jose war der nächste Ort, aber nicht zu Fuss zu erreichen, zudem gab’s da nur einen kleinen Laden. In Campohermoso waren grosse Geschäfte, das war knapp 30 Km entfernt. Und dann natürlich die Stadt Almeria, dahin waren’s rund 45 Km.

Wir sind meistens mit unserem Roller nach Almeria gefahren, da war dann jedesmal auch eine Stadt-Besichtigung fällig. Wir fanden eine der ältesten Öl-Mühlen von Andalusien, die zu einem Restaurant umgebaut worden war. Da sass man an der Bar und degustierte die verschiedenen Oliven-Öle. Dann bestellte man etwas zum trinken, und zu jedem Getränk gehörte eine der sehr schönen und reichhaltigen Tapas.

Wir haben auch grössere Touren zu Fuss durch die Landschaft gemacht, immer natürlich mit Rücksicht auf A’s Atemnot. Die längste Tour führte quer durch die eindrückliche Landschaft nach Pozo de los Frailes, hin und zurück rund 8 Km über Stock und Stein. Wir haben den ganzen Tag gebraucht dafür. Das war eine ungeheure Leistung von A, das hat ihr einen grossen moralische Auftrieb gegeben.

Dann wurde es gefährlich: ein Brand ist ausgebrochen! Einer der spanischen Dauer-Camper hatte vergessen seine Elektro-Kochplatte auszuschalten, sehr schnell stand das ganze Umfeld in Flammen. Der Wasserdruck auf dem Platz reichte nicht aus um zu löschen. Man konnte nur zusehen wie das Feuer sich weiter frass, immer wieder gingen Gasflaschen in die Luft.

Da das Feuer sich einer dürren Hecke entlang immer näher an unseren Teil des Platzes frass und die Feuerwehr von Almeria immer noch nicht auftauchte mussten wir mit dem Schlimmsten rechnen. Der einzige Weg um mit unseren Campern zu fliehen wurde durch das Feuer versperrt. Ich habe darum unsere ganzen Papiere und Wertsachen, einige Kleider und vor allem A’s Medikamente auf unseren Roller gepackt und diesen flucht-bereit abgestellt.

Und dann ist ein Wunder geschehen: ein leichter Wind hat eingesetzt, genau in die richtige Richtung! Das Feuer in der Hecke wurde zurück getrieben in das bereits Abgebrannte und wurde so gestoppt. Auf dem Brandplatz ist das Feuer dann selbst erloschen, es gab nichts Brennbares mehr!

Als dann nach gut einer Stunde die Feuerwehr mit dem Tankwagen und mit Sirene ankam gab’s nur noch Glut-Nester zu löschen was selbstverständlich mit dem nötigen heldenhaften Mut zelebriert wurde, ein bisschen lächerlich. Aber Hauptsache war: wir sind an einer Katastrophe vorbei geschrammt, haarscharf. Das wurde dann auch dementsprechend gefeiert, es gab eine lange Nacht.

Ende März machten wir uns auf den Heimweg. Es gab tatsächlich ein paar feuchte Augen, denn es hatten sich während diesen knapp zwei Monaten doch einige Freundschaften gebildet, von denen ein paar weiter bestehen werden.

Wir nahmen die Rückreise wesentlich gemütlicher unter die Räder als beim Herweg. Wir legten Pausen ein in Malage um die Alcazaba zu besichtigen, machten auch einen Abstecher nach Granada, da gab’s einen tollen Campingplatz mit geheizten Sanitär-Anlagen. Die Alhambra haben wir nicht besucht, das wäre für A zu anstrengend gewesen, wir sind dafür auf den Araber-Markt gegangen.

Da kurz zuvor die furchtbaren Anschläge auf die Pendlerzüge in Madrid passiert waren hatten viele Gross-Städte Spaniens Trauer-Plätze eingerichtet.

Unterwegs bestaunten wir in Guadix die Höhlen, und machten dann auf unserem Platz, auf Cala d’Oques in Hospitalet del I’Infant nochmals Rast.

Der Rest der Heimreise verlief unspektakulär durchs Languedoc, in Palavas les flots übernachteten wir diesmal auf dem sehr schönen Platz, und sind in dem hübschen Städtchen essen gegangen. Einen weiteren Halt haben wir im Rhonetal, in Bollene auf dem Parkplatz vom Einkaufs-Zentrum LeClerc gemacht. Und von dort ging’s in einem Rutsch nach Hause, Anfangs April sind wir dort eingetroffen.

Unser Überwinterungs-Versuch ist gut gelungen, wir haben alles gut gemeistert, und haben viel Eindrückliches erlebt. A hat die Reise und den Aufenhalt in Andalusien sehr genossen, trotz ihren Einschränkungen. Sie will auf jeden Fall das nächste Jahr wieder überwintern!

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