Spanien 2006
Eine weitere Überwinterung hatte begonnen. Anfang Januar machten wir uns auf den Weg nach Andalusien, wir beabsichtigten nach Torre del Mar zu fahren. Auf dem dortigen Platz Almanat standen einige Freunde von uns, da würden wir gut aufgehoben sein. Wir konnten nicht reservieren, weil wir nie zum voraus wussten wie der Gesundheits-Zustand von A ist. Wir mussten uns darauf verlassen dass wir einen freien Platz finden.Wir führten erstmals einen Tank mit Flüssig-Sauerstoff mit, denn A musste nachts mit O2 versorgt werden. Zusätzlich für den Notfall hatte ich einen tragbaren Sauerstoff-Generator gemietet den ich an einem Wechselrichter betreiben konnte.
Die Anreise verlief wie gewohnt mit grossen Etmalen: zum Anfang nach Palavas les flots, dann eine Nacht auf dem Gänseplatz in Hospitalet de L’Infant, und schliesslich geradewegs nach Torre del Mar. Wir sind ausschliesslich Autobahn gefahren nach meinem Rezept: fahren, essen, schlafen, fahren, usw.

Wir kamen erst nachts an und haben vor der Einfahrt geschlafen und am Morgen eingecheckt. Der Platz war sehr gut belegt, wir hatten keine grosse Auswahl. Aber wir waren im Moment froh überhaupt unterzukommen, wir hatten gut 2’100 Km in drei Tagen hinter uns gebracht, da mussten wir uns ausruhen!
Wir haben drei befreundete deutsche Ehepaare angetroffen, das war schon sehr positiv. Auch mit den Freunden der Freunde gab’s sehr schnell guten Kontakt, wir wurden sofort in den abendlichen Bar-Zirkel eingeschlossen.
In unterschiedlichen Zusammensetzungen haben wir einige schöne Ausflüge gemacht und schöne Orte entdeckt.

Das Wetter war herrlich, aber auf unserem Stell-Platz hatten wir nicht viel davon: wir standen tief im Schatten. Und zudem war es sehr eng um uns. Nach einer Woche war uns klar: das ist nicht der Platz zum Überwintern. Erkundigungen an der Rezeption zeigten in den nächsten paar Wochen keine Möglichkeit zu einem Wechsel.

Also entschlossen wir uns weiter zu ziehen. Schade, denn Torre del Mar ist eine schöne Stadt, sie bietet alles was man braucht, und mit dem Bus ist man in einer halben Stunde in Malaga. Und auch der Platz wäre absolut top, aber eben: es kommt auf den Stellplatz an! Ich habe unseren Bar-Zirkel zu einem schönen Abschiedsfest im Restaurant eingeladen und uns so verabschiedet.
Wir beabsichtigten zu unseren Münchner-Freunden nach Conil an den Atlantik zu fahren, per Telefon erfuhren wir dann aber dass sie gewechselt hätten nach Zahara de los Atunes, etwa 35 Km näher als Conil. Und dass es dort Platz zum verschwenden hätte. Also nichts wie hin!

Ein niedliches Dörfchen und daneben ein grosser Campingplatz erwartete uns. Wir stellten uns unweit von M&P auf, schön frei und sonnig. Wir waren fast die einzigen auf diesem grossen Platz.

Der Platz war rundum mit hohen Mauern eingefasst und mit Toren geschützt, diese wurden nachts geschlossen. Das war nötig denn gleich gegenüber war Afrika, Tanger, nur gut 30 Km entfernt, für Bootsflüchtlinge ein Katzensprung. Es ist öfters vorgekommen dass nachts an den Türen gerüttelt wurde, man Schüsse gehört hat und am Morgen kaputte Gummiboot am Ufer lagen. Das war wahrscheinlich der Grund warum der schöne Platz nicht besser belegt war.

Wir hatten wieder einen Traumplatz gefunden. Ich konnte sogar meine spanische Gasflasche tauschen, eine Sorge weniger. Und sogar eine Coiffeuse konnte man engagieren!
Das Dörfchen konnte man durch die Dünen schnell erreichen, das war für A ein wunderbar machbarer, ebener Weg, und dort konnte man herrlich auf einer Strandterasse sitzen und Eis essen.
Zum Einkaufen fuhren wir nach Barbate, das war etwa 8 Km entfernt und da gab’s alles was man brauchte.

In den Dünen waren eine Anzahl Pferde an langen Leinen angebunden, sie konnten sich weit bewegen. Ich habe angefangen diese Pferde mit Brot und Karotten zu füttern. Anfangs waren sie sehr scheu, aber nach wenigen Tagen haben sie auf mich gewartet und solange ich einen Sack in der Hand hatte haben sie keine Ruhe gegeben.
Da waren auch einige Hunde am Strand, die waren wahrscheinlich ausgesetzt worden und haben sich zu einem Rudel zusammen getan. Auch die waren sehr scheu, sie hatten wahrscheinlich schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Ich habe angefangen auch denen was zum Fressen zu bringen, bei ihnen brauchte es eine längere Zeit bis sie das Futter annahmen. Nur einer wurde schnell zutraulich, er ist mir nach wenigen Tagen auf den Platz gefolgt und war fortan unser Hund.

Er hat uns während der ganzen Zeit nie verlassen, ist mit uns spazieren gegangen und hat auf uns gewartet wenn wir mit dem Roller wegfuhren. Nachts hat er unter dem WoMo geschlafen. Zum Glück hatten wir im Dorf eine Spanierin kennen gelernt, eine Schmuckhändlerin. Ihr hat der Hund sehr gefallen und hat ihn dann zu sich genommen als wir heimfuhren.

Mit dem Roller haben wir die ganze Gegend erkundet, z.B. das Cap Trafalgar. Da hat ja anno 1805 die berühmte batalla del trafalgar zwischen den Briten mit den Franzosen gegen die Spanier stattgefunden.

Entlang der Zufahrt hatten sich viele Camper wild aufgestellt. Sie sahen alle ziemlich abenteuerlich aus, hippie-mässig! Wie das mit der körperlichen Hygiene und der Abfall-Entsorgung gelöst wurde kann man nur vermuten!

Während unsere Zeit haben wir auch die andalusische Fasnacht erlebt. Erstaunlich mit welchem Aufwand die betrieben wird, da könnten viele Inner-Schweizer noch etwas lernen!
Ein befreundetes Ehepaar U&W aus der Schweiz wollte uns besuchen. Ich habe den beiden einen Bungalow auf dem Platz besorgt, sie sind über Sevilla eingeflogen und haben ein Auto gemietet. Natürlich grosses Hallo und Staunen wie wir uns gut eingerichtet hatten. Mit diesen Freunden haben wir schöne Ausflüge gemacht, z.B. nach Cadiz, aber auch zu den Affen auf Gibraltar. Wir haben den Besuch der Beiden sehr genossen!
Man konnte lange Spaziergänge am Meer entlang machen und dabei viele schöne Ausblicke geniessen und auch andere teils kuriose Dinge entdecken.

So ab Mitte März hat dann der Thunfisch-Fang begonnen. Das muss man nicht gesehen haben, das ist ein wüstes Zusammen-Treiben und dann Abschlachten der Tiere. Schlagartig wurde aus dem ruhigen Dörfchen ein Touristenort, in den zwei Hotels wurde Thunfisch zu horrenden Preisen aufgetischt.
Zu diesem Zeitpunkt tauchte noch unser Berliner-Ehepaar auf. Wir hatten sie auf Almanat kennen gelernt, sie hatten uns telefonisch angefragt wo wir uns denn verkrochen hätten und haben uns nun besucht. P und ich haben unsererseits mit unseren Rollern einen Ausflug nach Conil gemacht und unsere dortigen Freunde besucht.

So ist die Zeit wie im Flug vergangen. Gegen Ende März haben wir uns von M&P verabschiedet, unsere Freundschaft macht uns Freude, wir wollen sie pflegen. In Torre del Mar haben wir noch eine Nacht verbracht und auch den dortigen Freunden tschüss gesagt. Einige waren auch schon abgereist.
Über die nächsten Stationen Mazzaron, Torre la Sal, Platja d’Aro, Palavas les flots, Hospitalet de I’Infant, Reventin-Vaugris, Morges sind wir mit nicht sehr grossen Etmalen nach Hause gefahren. Anfangs April sind wir da angekommen.
Wir haben auch diese Überwinterung gut überstanden, wir haben wieder einmalige Erlebnisse gehabt und sind heil geblieben. A hat diese Reise wieder sehr genossen, auch wenn sie mit dem Sauerstoff-Mangel immer mehr eingeschränkt ist. Sie weiss genau wie sie sich wo verhalten muss, es ist toll! Und dieses mal hatten wir praktisch nie Stress. Wir fahren weiter!