Das Schnäppchen
In Südfrankreich war’s, in einem kleinen Städtchen, direkt am Meer. Wir hatten uns auf einem Campingplatz gut eingerichtet, das Wetter war wunderbar, der Strand nicht überlaufen, das Zentrum des Städchens grad um die Ecke, alles wie man’s sich wünscht für Ferien. Und gute Restaurants gab’s, auch kleine Bar’s für zwischendurch, und vor allem Kleiderläden, ein Paradies für SIE!
Und dann kam der Markttag! So ein Markt in südlichen Städtchen ist ja immer etwas ganz besonderes. Nicht nur die Weitläufigkeit ist beeindruckend, auch das Angebot ist so vielfältig wie man das bei uns nur noch selten sieht. Natürlich sieht man reihenweise Kleiderstände, auch die Schuhregale sind unübersehbar, aber die Gemüse- und Blumen-Verkäufer bringen ein tolles buntes Bild vor die Augen. Und die Fleisch- und Fisch-Verkäufer, vor allem aber die Gewürz-Händler von ennet dem Meer erzeugen einen so intensiven Geruch wie man ihn bei uns nie erlebt.
Einen Möbelverkäufer hatten wir da entdeckt, er hatte seine Stücke entlang eines Trottoirs aufgestellt, eher schwere, handwerklich schöne Möbel. Bei einem Tisch stutzten wir: ein runder Auszugs-Tisch mit sechs Stühlen, nicht zu klobig, schön anzuschauen, ein paar Kratzer auf der Oberfläche. Ein Schild darauf, mit Filzstift gross die Zahl 120.00 aufgemalt, das wäre doch ein Schnäppchen! SIE hat nämlich in ihrer Wohnung einen Tisch in ähnlicher Grösse, aber nicht so gediegen.
Der Verkäufer hatte unser Interesse bemerkt und führte uns nun die Auszugs-Mechanik vor, es ergab sich ein komfortabler Sechser-Tisch, eindrucksvoll anzusehen. Qualitativ ein hochstehendes Stück, auch die Stühle, schön gepolstert und bequem zum sitzen. Ich mass die zum Transport benötigte Fläche aus, die Grösse unserer Wohnmobil-Garage würde nach einigem umzügeln ausreichen.
Wir entschlossen uns diese Möbel heimzunehmen, für den Mini-Preis gab’s kein Überlegen, so ein einmaliges Geschäft! Der Händler versprach die Möbel am Abend auf den Campingplatz zu liefern. Ich räumte die Garage aus und verstaute die Sachen provisorisch im WoMo. Den Boden legte ich mit Decken aus um die Möbel zu schützen. Dann kam der Händler mit seinem Transporter und einem Gehilfen, unter den neugierigen Augen der Nachbarn wurden die Möbel nun sorgfältig in die Garage eingebracht und gesichert, sodass sie nicht verrutschen konnten. Der Händler brachte Verkaufs-Papiere, wir setzten uns an den Tisch, er füllte die Papiere aus und gab sie mir zum unterschreiben.
Meine Französisch-Kenntnisse sind recht beschränkt, aber trotzdem fiel mir sofort eine Zahl ins Auge: 1’300.00! Ich schaute, und schaute, und schaute den Mann an, und deutete auf die Zahl und fragte was denn das heissen soll. Erstaunt sagte er dass das doch der Preis sei für die gekauften Möbel. SIE und ich waren erschlagen, wir beriefen uns auf das aufgestellte Schild auf dem Tisch mit dem angeschriebenen Preis von 120.00. Das, sagte jedoch der Mann, sei nicht der Preis, sondern der Durchmesser des Tisches, das Preisschild sei wahrscheinlich etwas abseits gestanden.
Nun kamen wir uns wie die letzten verarschten Deppen vor, dementsprechend verhärtete sich die Gesprächs-Kultur. Ich verlangte den sofortigen Auslad und Abtransport der Möbel, da wir nicht im Traume daran denken würden diesen Kauf zu tätigen. Sie aber wollten die Möbel unter allen Umständen los werden. Das Interesse der Nachbarn an der Diskussion stieg, während der Preis für die Möbel sank. Von 1’300.00 erst auf 1’000.00 , dann 800.00, bei 600.00 gaben die Beiden dann doch auf.
Fluchend und wenig freundlich luden sie die Möbel wieder aus, wahrscheinlich hat der Tisch da noch ein paar Kratzer mehr abbekommen, schade. Wir waren froh als der Transporter aus unserem Sichtfeld verschwand und auch froh diese Affäre heil überstanden zu haben. Und fragen uns noch heute: waren wir so dumm oder hat man dieses Schild absichtlich so hingestellt dass man das als Preis ansehen musste?