Logbuch 15 Spanien Feb.-März 2017
Wir starten am 29.Jan. Richtung Andalusien um dort den Rest des Winters zu verbringen. Wir wollen nicht im Eiltempo reisen, sondern der Weg soll das Ziel sein. Ich wollte ja eigentlich nie mehr nach Spanien fahren, aber nun, da ich nicht mehr allein bin ist die Situation eine andere!
P und Ninja sind nun das Fahren und Leben im WoMo bereits gewohnt und lieben es offensichtlich so wie ich. Das haben die bisherigen Reisen deutlich gezeigt. Diese Reise wird P wieder ein völlig neues Land zeigen und neue Erlebnisse bringen. Sie wird auch ehemalige Freunde von mir treffen, denn wir werden an einem Ort stehen wo ich früher auch mit A überwintert habe. Das Ziel liegt im Cabo de Gata, einem der grössten Naturreservate von Europa. Es ist dies zudem die einzige Wüste oder Halbwüste und das trockenste Gebiet Europas. Da liegt der Campingplatz Los Esqullos mitten in der Wüste, fernab von Dörfern oder Städten. Das nächste Dörfchen, San Jose ist 10 Km, das nächste Städtchen, Campohermoso bereits 30 Km und die nächste Stadt, Almeria satte 50 Km entfernt.
Das Naturreservat ist total umringt von Europas grösster Plastik-Landschaft, der Costa Plastico. Auf mindestens 100 Km Richtung Westen und hoch bis an die Sierra stehen Gewächshäuser, dicht an dicht, die Natur ist teilweise komplett abgedeckt. Wenn man mit dem Flugzeug darüberfliegt meint man über dem Meer zu fliegen, aber es ist Plastik! Ein Alptraum! Aber mittendrin eine in Europa einzigartige, teilweise bizarre Landschaft. Ganz in der Nähe wurden die meisten Wildwest-Filme gedreht, teilweise stehen die Studios noch und es werden für Touristen Show’s gemacht.
Ich bin gespannt wie P diese Landschaft empfinden wird. Aber vorläufig sind wir in Savoyen, haben eine sehr angenehme Fahrt durch die Landschaft und nähern uns dem Rhonetal und damit unserem ersten Schlafplatz, einem kleinen Stellplatz in Reventin-Vaugris. Wir sind fast allein, so habe ich mit meinem Anhänger genug Platz. Es ist das erstemal dass wir den Anhänger dabei haben, aber ich hätte ohne ihn sicher ca. 800 Kg Übergewicht.
Am nächsten Tag, unweit der Grenze, suchen wir einen Schlafplatz und sehen direkt am Meer zwei, drei Camper stehen. Es ist ein wilder unbefestigter Platz, mit einer Höhenbegrenzung die aber halb demontiert ist. Ich frage eine junge Frau bei einem der Camper ob das Stehen hier erlaubt sei.

Sie lacht und meint, eigentlich nicht, aber sie steht seit drei Wochen hier und es hätte sich niemand daran gestört. Also bleiben wir auch hier und tatsächlich: es stört sich niemand an uns, wir schlafen herrlich. Die Frau lebt übrigens nicht allein in ihrem Uralt-Camper, sie lebt mit einem Huhn zusammen!
Nach einer ruhigen Nacht geht’s weiter das Rhonetal runter ans Mittelmeer und dann durchs Languedoc gegen Spanien.
Heute werden wir bereits in Katalanien sein, das Ziel ist Hospitalet de L’Infant unterhalb Tarragona. Dies ist auch einer der Plätze die ich früher immer mal angefahren bin, meistens auf dem Heimweg. Ein kleiner Platz, aber näher am Wasser kann man fast nirgends stehen.

Die Fahrt dahin verläuft ruhig und problemlos, einzig die Umfahrung von Barcelona bringt den Adrenalinspiegel etwas höher, denn auf dieser Autobahn um die Riesenstadt ist immer Krieg! Und es braucht manchmal auch einen Schutzengel, aber wir haben sogar mehrere! Mein Standard-Platz ist besetzt, wir stellen etwas erhöht auf und sind total zufrieden mit der Aussicht auf’s Meer.

Ninja ist auch sofort zuhause und nimmt ihre Überwachungs-Aufgabe sehr ernst.
Die nächste Etappe ist wiederum nicht gross, wir steuern in der Nähe von Valencia,in Betera, einen Stellplatz an. Wir fahren meistens die Route National, also über Land, und so liegt auch dieser Platz im Landesinnern. Aber dafür sehen wir viel von der Landschaft und müssen uns nicht über die kaputt-gebaute Küstenlandschaft ärgern.

Das Wetter ist genau so wie man das da unten erwartet, wir sind ja schon sehr weit südlich gekommen. Die nächste Fahrt bringt uns noch weiter weg vom Meer, ich will mal in Fortuna vorbei schauen, dort gibt’s berühmte Heilbäder, meine Sternefrauen haben immer davon geschwärmt.
Wir finden noch einen Platz auf dem badeigenen Camping, aber es ist alles eng und überfüllt. Die Bäder sind ebenfalls voll, und zwar mehrheitlich mit alten, gebrechlichen, gichtgeplaten Menschen, ich passe da noch nicht so richtig dazu. P kommt sowieso nicht mit in solche Bäder, mit ihrem reduzierten Immunsystem ist das für sie zu gefährlich.
Ich habe von einem Stellplatz bei einer Tankstelle gelesen wo man sein WoMo waschen kann, dahin will ich am nächsten Tag. Wir werden nämlich danach bereits an unserem Ziel sein, und da ist dann ein sauberes Auto viel angenehmer. Also auf nach Cartagena, und dann tatsächlich, nach zwei Stunden harter Arbeit sieht mein Camper fast wie neu aus. Danach aufstellen, und dann ganz in der Nähe in ein grosses Einkaufszentrum zum lädele. Da wir ab morgen weit von den Einkaufsmöglichkeiten sind müssen wir unseren Haushalt voll aufrüsten. Ich treffe zwar sicher Freunde in Los Esqullos die Autos haben, die nehmen uns dann sicher mit zum einkaufen, aber für die erste Zeit wollen wir versorgt sein.

Nach einer schönen Fahrt durch die bizarre Welt des Cabo de Gata sind wir nun am Ziel, auf unserem Platz. Wir haben einen schönen Platz aussuchen können, ich habe sogar einen kleinen Zusatzplatz auf dem ich unser Küchenzelt aufbauen kann. Auch der Anhänger hat seinen Platz, wir sind richtig gut gelagert hier, P ist glücklich. Ich muss mir die Platznummer 27 merken!

Wir haben also grad eine Woche gebraucht für diese Reise, mit A musste ich die gleiche Strecke in zwei Tagen abspulen. Allerdings war das jeweils einen Monat früher, das Wetter war meistens viel schlechter und wäre sowieso nicht geeignet zum Geniessen gewesen. So wie jetzt ist’s schon besser!

Nun sind wir also an einem tollen Platz bereits voll eingerichtet und können entspannen. Auch wenn wir die Sache ja ziemlich sachte angegangen sind so ist man doch immer etwas angespannt unterwegs, man weiss ja nie was einem hinter der nächsten Kurve erwartet. Nun sind wir wirklich zuhause, auch Ninja fühlt sich offensichtlich wohl, der Platz gehört jetzt ihr.
Zum Entspannen gibt’s offensichtlich verschiedene Methoden, Die einen waschen und putzen, die anderen bewachen dann das Eigentum, schön unauffällig!

Als nächstes suche und finde ich einige alte Freunde von der Zeit mit A. Natürlich überall grosses Hallo und gegenseitiges Drücken, es sind drei deutsche Ehepaare , ein irisch/englisches Paar und A, die ist Witwe. Es gibt viel zu erzählen und zu erfahren, man ist auf P gespannt und verabredet sich auf den Abend im Restaurant.
So, der erste Tag in Los Esqullos ist vorbei, alles funktioniert, wir sind glücklich und müde gehen wir ins Bett!

Nun beginnen unsere Ferien erst so richtig. Als erstes will ich P die nähere Umgebung zeigen damit sie mit Ninja auch Gassi gehen kann.

Das Meer liegt etwa eine Spazier-Viertelstunde weg vom Platz, alles durch reine Natur. Es gibt nur vereinzelt alte Gebäude in der Gegend, denn es herrscht Bauverbot. Da und dort sind die Häuser restauriert. Am Meer gibt’s auch ein Restaurant, aber meistens sieht man nur Gegend!

Die Pflanzenwelt steht unter absolutem Schutz. Es gibt nirgends in Europa eine solche Vielfalt wie hier, es sind Arten hier ansässig die es sonst nirgendwo mehr gibt.

Man sieht immer wieder kleine Gruppen von Studenten mit ihren Professoren beim Beobachten und fotografieren von Objekten. An Tieren gibt’s ausser Ziegen und Schafen und einigen Eseln kaum etwas.

Und nun geniessen wir die Tage, unbeschwert, frei, glücklich. Wir machen lange Spaziergänge am Meer, entdecken täglich etwas Neues, und Ninja geniesst alles mit, sie ist sofort heimisch geworden.

Wir verkehren öfters mit den Freunden, allerdings ist im Restaurant Hundeverbot, so ist P am Abend öfters nicht dabei wenn ich mit den Freunden da hocke.

Die Freunde wohnen alle in Caravan’s, haben also alle ein Auto und sind daher mobil. Ich habe zwar mein kleines Töffchen dabei und kann auch einkaufen gehen, aber wenn wir einen Harass Mineral-Wasser oder sonst etwas Sperriges brauchen sind wir froh wenn uns jemand nach Campohermoso mitnimmt. A, die Witwe, ist sogar froh wenn P jeweils mit ihr mitgeht. So ist also unsere Versorgung gesichert.
Ich habe im Restaurant einen Engländer gesehen welcher mir bekannt vorkam. Ich habe in alten Fotos gestöbert und ein über 10-jähriges Bild gefunden auf welchem wir auf diesem Platz zusammen an einer Geburtstagsfeier eines gemeinsamen Freundes zu sehen sind. Ich habe ihm das Bild gezeigt, das Staunen war natürlich gross. Seine Frau hat mich aber sofort wieder erkannt, sie hat A gut gemocht. So Zufälle gibt’s

Übers Internet hat sich ein Sternemann, H, gemeldet, er möchte uns besuchen. Wir sind uns schon ein paarmal über den Weg gelaufen, auf diesem Platz auch schon.
Ich reserviere einen Platz unweit von uns für ihn. Er wohnt in Schleswig-Holstein oben, hat eine Freundin, reist aber allein. Haben auf dem Platz auch eine Schweizerin gefunden, R, sie wohnt in einem Bungalow allein, sie ist eine fidele Frau.
H, der Sternemann ist eingetroffen, es gibt viel zum erzählen aus der Szene, in der ich ja nicht mehr bin, aber mich halt immer wieder interessiert . Wir laden ihn und A zum Essen ein, wird sehr lustig. Ein paar Tage später geht er Fisch einkaufen und macht bei uns ein Norddeutsches Fischessen. Zum Glück haben wir eine freistehende Küche, den Kochgeruch hätte ich nicht gerne im Camper!

Nun haben sich auch noch zwei Sterne-Frauen zum Besuch angemeldet. Sie sind auf dem Weg nach Portugal und wollen uns kurz besuchen. Sie gehören zum Kern des Sterneforums, ich habe die zwei schon auf mehreren Reisen und Treffen kennen gelernt. Ich reserviere auch ihnen zwei Plätze.
Heute sind die E und die U eingetroffen, sie wollen nur eine Nacht hierbleiben und dann weiter nach Portugal ziehen. Natürlich muss nun gefeiert werden, und weil es am Abend draussen so ab 16.00 Uhr bereits kühl wird geht die Fete im Restaurant ab.

Meine Freunde haben sich schon seit Jahren zu einer Band zusammen geschlossen, der Engländer singt und spielt Banjo, J singt auch und spielt Gitarre, die Irin spielt eine Trommel und macht Rhytmus.
Es wird ein grosses Fest, eine grosse Gruppe Engländer taucht auch noch auf, die Küche fährt noch Tapas auf und so entwickelt sich eine tolle Feststimmung.

Klar müssen die beiden Sterne morgen einen Ruhetag einlegen und reisen darum erst übermorgen ab.
Das Wetter ist entscheidend anders als in früheren Jahren, hier merkt man sehr deutlich eine Klima-Veränderung. Zwar scheint die Sonne genau wie vor 15 oder zwanzig Jahren, aber das Entscheidende ist der Wind. Den hat’s früher nicht gegeben, der rührt daher dass durch die Erwärmung des Polarstroms sich die Windverhältnisse verändert haben. Wenn nun die Winter in Andalusien temperaturmässig nicht mehr attraktiv genug sind ist auch das Überwintern hier unten vorbei.

Wir haben Glück mit dem Wetter, es ist andauern schön sonnig, allerdings steht halt am Abend die Sonne auch hier sehr tief und es wird schnell kühl. Dazu weht meistens Wind und dann heisst’s rein in die gute Stube oder Jacken an.
Die Zeit vergeht, und für uns ist nun die Zeit für die Heimkehr gekommen. Wir wollen ganz gemächlich auf Landstrassen bummeln und überall rasten wo es uns gefällt. Wir nehmen Abschied von allen Freunden und Bekannten, keiner weiss ob wir uns je wiedersehen, aber alle hatten Freude dass wir uns getroffen haben.
Am 3.März lichten wir den Anker und nun zeigt der Bug nordwärts. Als erstes werden wir in Los Alcazares am Mar Menor angeschwemmt, einem grossen Stellplatz, wir bleiben zwei Nächte hier. Dann geht’s weiter nordwärts nach Daimus bei Gandia. Danach folgt Castellon, eigentlich ein Parkplatz, aber wunderschön direkt am Meer in einem Park gelegen.

In der Saison sind hier Camper verboten, jetzt offensichtlich toleriert, denn am Schluss stehen etwa fünf WoMo’s weit verstreut auf diesem Gelände. Wir stehen sehr frei, die einzigen Menschen die wir sehen sind Jogger, fast ein Paradies für uns.

Wir verlassen diesen schönen Platz, es zieht uns nordwärts. Zuhause sollte ja jetzt auch schon Frühling sein, aber halt nicht so warm wie hier unten. Wir hatten bis jetzt ja wirklich Glück mit dem Wetter, ich bin froh darüber für P und Ninja.
Als nächstes werden wir in Torre la Sal Station machen.

Dies ist ein Platz den viele Sterne zum Überwintern benützen weil er alles bietet, vom Schwimmbad über Tanz- und Speise-Lokal bis zum Waschsalon. Aber für mich liegt er zu weit nördlich, und die Gegend ist äusserst unattraktiv, kaputt gebaut. Es ist nicht möglich zu Fuss einen Ort zu erreichen. Man muss motorisiert sein.
Bei den Sternen hat sich hier eine spezielle Kultur entwickelt, geprägt von Cliquen-Bildung und Alkohol-Vernichtung! Ich war schon früher hier, aber nie lange, mir passen diese Leute nicht, es sind keine echten Sterne.
Der Platz ist zwar sehr komfortabel ausgestattet, aber das muss er auch sein, weil man so weit von einem Ort entfernt ist. Man ist angewiesen darauf dass es hier alles gibt, vom Gas bis zu Lebensmitteln, zu gesalzenen Preisen natürlich.
Da gefällt uns unser nächster Platz wieder sehr viel besser, in Ospitalet de L’Infant ist die Welt wieder ruhig und harmonisch! Wir waren auf der Hinfahrt im Januar bereits hier, P und Ninja fühlen sich sofort wieder wohl hier.

Nach zwei Tagen ziehen wir weiter an die Costa Brava, nach Platja d’Oro auf einen Stellplatz.
Und danach kommt schon wieder der Grenzübertritt nach Frankreich, auf den Pyrenäen liegt noch Schnee!

Wir steuern St.Cyprien an, den uns von der Hinfahrt bekannten Platz mit der Huhnfrau. Die ist zwar nicht mehr da, wir stehen mutterseelen allein, aber man lässt uns in Ruhe. P hat seit einigen Tagen ein gesundheitliches Problem, sie hustet und das gefällt mir gar nicht.

Wir fahren durchs Languedoc Richtung Osten, zwischen Marseillan Plage und Sete übernachten wir auf einem Stellplatz. In der Nacht verschlimmert sich P’s Zustand. Ich will sie hier nicht zu einem Arzt bringen, das Risiko, dass er mit Medikamenten unerwünschte Reaktionen mit ihrem Immunsystem verursacht ist mir zu gross. Ich kenne diese Thematik aus A’s Zeiten bestens!
So beschliesse ich sofort auf dem kürzesten Weg heim zu fahren. Zeitig am Morgen fahren wir auf die nächste Autobahn und dann in einem Rutsch nach Hause, ein grosses Etmal, so wie früher mit A! Nach gut 800 Km und rund 250 Euro Autobahn-Gebühren (Lastwagen mit Anhänger!!!) ist’s geschafft, wir kommen am Donnerstag-Nacht, 16.März, heil zuhause an. Und am nächsten Tag kann P sofort zu ihrem Arzt und kann medikamentös korrekt versorgt werden. Ihr Zustand verbessert sich dann rasch.
Fazit: So liegt nun unsere erste grosse Spanienreise hinter uns, zwar mit einem etwas überstürzten Abschluss, aber trotzdem ein total gelungenes, erlebnisreiches, gemeinsames Erlebnis. Wir werden das in allerbester Erinnerung behalten und hoffen auf weitere solche!