Logbuch 7 Italienreise Sept. 2015 Grottamare
27.Aug.15
Am 12. Sept. werde ich mich mit einer Sterne-Gruppe in Mittel-Italien treffen. Ich starte früh weil ich meine Anreise über Umwege plane. Warum der Anfang dieser Anreise nicht ganz wie geplant erfolgte ist zwei Pannen zuzuschreiben. Diese Episode ist als Erlebnis separat erzählt.
https://www.rollinghome.ch/plan-abweichungen/
2.Sept.15
So, ich bin also nach einem ungeplanten Abstecher am entspannen im Centovalli, schönes Wetter trotz gegenteiliger Prognosen, ich werde zwei, drei Tage bleiben.
Ich fahre mit dem Töffchen in der Gegend herum, Losone, Ascona, Locarno, besichtige einige Campingplätze, gehe shoppen und rumtrinken, einfach wie Ferien geniessen. Am Nachmittag gehe ich schlafen, weil es zu regnen beginnt, was heisst regnen: es kübelt wie am jüngsten Gericht. Aber am Abend klart es wieder auf, also halb so wild.
Am anderen Tag erkunde ich das Centovalli mit dem Töffchen. Später dann wechsle ich das Tal und kurve das Maggiatal hoch. Es sind so richtig wilde Tessiner-Gegenden, malerisch und schön zum rumklettern, aber eher lebensfeindlich.

Ich mache jeweils richtige Fussmärsche, komme schon echt zum schnaufen, aber es tut mir sicher gut. Schade ist nur dass ich immer allein laufen muss, es wäre halt schöner zu zweit! Besuche auch den Platz „Piccolo Paradiso, da waren wir früher auch mal kurz, aber es lohnt sich nicht hierher zu dislozieren.
Habe dafür mit Ma und Do abgemacht dass ich am Samstag nach Aldesage hoch komme und eine Nacht da oben schlafe.
Eine Sternefrau hat mich angemailt, sie hat gelesen dass ich gegen den Gardasee unterwegs bin, sie fragt nach guten Plätzen, es kommt ev. zu einem Treffen.
Noch Wasser auffüllen, WC leeren, noch ein wenig einkaufen, Dinge die’s in Italy nicht gibt, und dann ab nach Lugano, mal schauen ob ich noch den Berg hoch komme. Es geht immer noch, es ist zwar an einigen Stellen sehr knapp, und bei den Spitzkehren darf kein Gegenverkehr sein. Dafür habe ich dann einen Privatplatz mit der schönsten Aussicht auf Lugano.


Es wird ein schöner Nachmittag und Abend bei den Beiden, am Abend kommt noch der Sohn And zum Nachtessen dazu. Es gibt selbstgebauten Hackbraten, Lauch und Bratkartoffeln, dazu einen feinen Roten.
Die beiden Hunde überrennen mich fast, besonders Harry weiss sich kaum zu fassen und frisst mich fast auf vor Liebe. Aber auch Otto vergisst sein Alter und seine Beschwerden und will dauernd schmusen. Es ist schön so Freunde zu haben, Menschen und Tiere.
Die Sternefrau, die Ma aus dem Elsass, will mich definitiv treffen, ich werde sie in Peschiera erwarten und dann will sie mit mir ans Sternetreffen nach Grottamare mitkommen. Dort wird wieder eine grosse Überzahl an Frauen sein, ich bin etwas skeptisch!
6.Sept. 15
Am Morgen wird mit den Beiden noch Kaffee getrunken und Dom’s selbst gebackenen Zopf probiert. Um ca. 10.30. fahre ich ab Richtung Mailand. Es gäbe zwar noch weitere Plätze im Sotto Ceneri die ich mit A besucht habe, z.B. einer in Agno und ein weiterer vor Capo Lago. Sie kommen irgendwann später daran.
Es wird eine gemütliche Fahrt an Mailand vorbei, der Sonntagsverkehr ist zwar stark aber ich habe ja Zeit. Den Lago d’Iseo und dann in Sulzano den Stellplatz habe ich auf Anhieb gefunden, rein nach der Erinnerung. Da war ich mit A noch auf dem Berg oben mit dem Roller. Und es gibt eine schöne Foto von ihr wie sie noch laufen kann und gut aussieht.
Der Platz ist eine reine Enttäuschung, es stehen zwar vereinzelte WoMo’s da, vielleicht 6, alles Italiener, aber der Platz ist zu 90% mit PW’s überstellt. Offenbar verdient man damit mehr Geld. Ich werde jedenfalls nur eine Nacht hier bleiben und morgen bereits nach Peschiera ziehen, da hab ich dann ein schönes Städchen und kann mit dem Töffchen mal eine Tages-Tour rund um den See machen.
Bis nachts um 22.00 ist der Platz ein reiner Spielplatz so typisch Italien, dann verreisen zum Glück alle, und zurück bleibe ich und ein englisches Paar. Ruhe pur!
So gibt’s halt auch mal eine Enttäuschung, und wenn man dann noch allein ist fühlt man sich schnell doppelt mies. So schraube ich halt ein wenig am Camper rum und putze wieder mal dies und das. Erkunde zu Fuss das Städtchen, aber es ist nichts los hier, man könnte zwar mit der Fähre auf die Insel, aber da waren wir ja schon.
Habe gut geschlafen, das Wetter ist wie immer herrlich, obwohl es in der Nacht bereits sehr kühl wird, 13 Grad war’s nur noch! Um 09.00 fahre ich bereits von dem engen Platz weg. 20 Euro für das bisschen Angebot ist doch recht happig, aber die italienischen Plätze sind nebst denen in der Schweiz die teuersten.
So auf Nebenstrassen durch Oberitalien zu fahren ist mal ganz schön. Der Verkehr ist mässig, die Strassen ausreichend und ich muss ja nicht pressieren. Die meisten Sterne reisen auf diese Art, aus Kosten-Gründen, und man sieht halt schon sehr viel mehr vom Land auf diese Weise. Ich muss das für mich auch ausprobieren, es gibt dann halt eben nur noch eher kleine Tages-Etmale.
In Peschiera habe ich den Platz auf Anhieb angefahren, ich war ja schon mal hier. Der Platz ist sehr gut belegt, mindestens 50 Camper stehen da. Er ist gut ausgestattet mit 2 Duschen, 2 WC’s, 2 Abwaschplätzen, Strom und WiFi. Dieses ist allerdings sehr, sehr langsam, es braucht viel Geduld bis nur mal eine Mail abgesetzt ist, von surfen ganz zu schweigen. Aber in 10 Minuten ist man zu Fuss mitten im Städtchen und am See, und da hat man dann alles was man als Tourist sich wünscht. Und der Preis vom 15 Euro ist für diese Ausstattung vernünftig.

Ich parke genau neben dem Baum an dem Ang im Frühling den Spiegel abgefahren hat. Ich habe die Wunde am Baum fotografiert und ihr das Bild als Erinnerung gemailt.
Habe wieder sehr ruhig geschlafen, ohne Heizung, die Temperatur sinkt nachts allerdings schon sehr ab, aussen 14, innen 16 Grad. Und die Sonne geht auch erst so ab 8.00 Uhr auf, also es ist auch da im Süden Herbst. Ich habe auch bereits einen Schnupfen eingefangen mit Halsweh, vielleicht ist meine Entzündung von zuhause noch nicht so ganz weg, mal schauen.
Mache mir einen ruhigen Tag, ein bisschen im Städtchen flanieren, da und dort etwas trinken und die Touristen beobachten, etwas essen, und im Lidl einkaufen gehen.
Noch ein ausgedehnter Nachmittags-Schlaf im Schatten der Markise, ein wenig lesen, und dann ist schon wieder Abend. Es ist auffallend dass je grösser die Plätze sind umso weniger Kontakte statt finden. Das kann natürlich auch damit zusammen hängen dass die Italiener eher auf ihre Familien fixiert sind, aber es hat auch viele Deutsche hier, und auch diese bleiben schön unter ihrer Markiese sitzen.
Nun, im Moment geht’s noch so allein, aber ich merke schon dass das auf die Dauer nichts für mich ist, es ist nicht echt befriedigend!
Bis 8.00 geschlafen, Wetter gut, nicht mehr so kalt am Morgen. Hatte ein wenig geheizt für meinen Schnupfen, hat aber noch nichts genutzt, es fängt auch noch an zu husten, Sch….e!
Die Sterne-Marg trifft nun definitif morgen gegen Abend hier ein, und sie bringt noch eine Sternin mit, die Marl aus Basel. Ich weiss noch nicht ob die Marl auch mitkommt nach Grottamare, werde es dann erfahren.
Habe mir ein SIM-Karte für’s Internet besorgt, jetzt kann ich immer kommunizieren mit der Welt. Ist eigentlich erschreckend wie verloren man sich vorkommt wenn man von allem abgeschnitten ist. Früher sind wir doch einfach verreist, ohne Handy und ohne nichts. Da waren wir ja richtige Abenteurer gegen heute.
Am späteren Nachmittag mache ich einen Spaziergang ins Städtchen, esse am Abend eine feine Pizza zum Nachtessen, und dann wird wieder heimspaziert. Macht aber alles nur halben Spass allein, alle Leute rundum sind zu zweit oder Familien. So sitze ich jetzt halt vor meinem WoMo, eine Flasche Wein leistet mir Gesellschaft. Und später dann ab ins Bett, auch allein.
Meine Beschwerden mit Husten und Schnupfen werden kleiner, bin auf dem Weg der Besserung, hoffe ich. Wieder einen faulen Tag gemacht, einkaufen, Salat essen, Bier trinken, schlafen, Musik hören.
So um 18.00 kommt dann ein Telefon von den zwei Sterninnen, sie stehen jetzt vor einem Campinplatz in Peschiera, aber das sei wohl nicht richtig, und die Koordinaten die ich angegeben hätte stimmten nicht. Ich lotse sie nun per Anweisungen mühsam in die richtige Gegend und fange sie dann beim Vorbeifahren an der Strasse ab.
Es stellt sich heraus dass die Koordinaten sehr wohl stimmen aber dass sie diese im falschen Format ins Navi-Gerät eingegeben hatten, statt Grad, Minuten und Sekunden in Grad und Dezimal-Minuten. Es ist erstaunlich dass Frauen die in Vietnam, Aserbeidschan und Russland rumgefahren sind noch nie von den verschiedenen Geodaten-Formaten gehört haben. Sie sind aber jedenfalls immer wieder heimgekommen! Mit einiger Mühe haben wir dann auf ihren Geräten das gewünschte Format eingestellt, ich musste etwas nach-helfen.
Je nun, wir haben trotzdem noch einen guten Abend. Wir laufen ins Städtchen zum Nachtessen, es wird viel erzählt, und für die weitere Reise Pläne gemacht. Ich schlage vor morgen eine kleine gemütliche Rundreise um den Gardasee zu machen und dann am Samstag nach Carpi zu dislozieren wo dann am Sonntag die anderen Sterne ankommen.
Aber das ist den Frauen zu wenig, das bisschen Gardasee! Sie wollen lieber direkt nach Carpi weil die Marg offensichtlich ziemlich kultursüchtig ist. Sie hat ein Buch gekauft und liest uns vor was wir dann da alles anschauen müssen, ganz besonders von Verdi! Mir schwant Unheil!
Also ist am Morgen um 9.00 Uhr Abfahrt, und am frühen Nachmittag treffen wir in Carpi ein, nachdem wir die wohl schlechtesten Strassen von ganz Italien genossen hatten. Aber dafür haben wir jeden Miststock und jeden Hühnerstall in der Regio Emilia bewundert. Wir stehen auf einem riesigen Parkplatz, etwa 20 Minuten vom Zentrum entfernt, gratis, aber natürlich auch keine Infrastruktur. Aber die haben wir ja selber.

Bei der Besichtigung der Stadt stellt sich dann heraus dass da gar keine Spuren von Verdi zu finden sind!
Marg hat sich im Buch auf den falschen Seiten informiert, nur etwa um 150 Km Distanz verirrt. Also was tun, wir haben ja noch den ganzen morgigen Tag zu verbringen, und übermorgen auch noch einen fast ganzen bis die anderen da sind.
Ich mache den Vorschlag morgen mit dem Zug nach Modena zu fahren, das ist ganz nahe und dort bummeln zu gehen. Marg schlägt sofort im Buch nach und findet ein Dutzend Kirchen, Dome und andere wichtige Dinge die man gesehen haben muss, Kultur pur, Juhuu, so toll!

Die Damen wollen Internet, und meine Empfehlungen nützen nicht’s, sie haben ihre eigenen Ideen. Die Marl spricht italienisch, und sie verhandelt mit dem Vodafone-Verkäufer sehr eindrucksvoll.
Meine Hinweise zwischendurch dass einiges nicht so ist wie sie meinen und der Verkäufer sagt fruchten nicht’s, sie schliessen ihre Verträge ab, und müssen nun eine Wartefrist von 4 Stunden in Kauf nehmen, dann könnten sie ihre Handy’s wieder abholen. Ich habe ihnen erzählt dass ich mit TIM innert 10 Minuten eine Verbindung hatte. Sie sind nun doch etwas nachdenklich.
Noch nachdenklicher werden sie als nach 4 Stunden noch gar nichts geht und man sie auf den folgenden Tag vertröstet, der Computer sei abgestürzt und man hätte keine Verbindung zu Vodafone, aber man gebe sich grosse Mühe dass es bis zum Morgen um 9.00 Uhr klappe.
Wir trinken und plaudern noch eine Weile herum und gehen dann nach Hause, Margr will ins Bett, und Marl und ich plaudern bis Mitternacht wirklich querbeet über Gott und die Welt, bin sehr angetan über ihre Breitbandigkeit! (Tolles Wort, nicht?)
Sie ist halt eine ziemlich gebildete Frau, hatte leitende Stellungen im Fürsorgewesen der Stadt Basel, ist sei längster Zeit geschieden und hat erwachsene Söhne die sie allein aufgezogen hat. Und sie ist ein überzeugter Single, also ungefährlich!
Und heute nun der Modena-Trip, aber vorher noch zu Vodafone wegen der Handys. Es sei alles in Ordnung jetzt, der Handel ist perfekt, wir steigen in den Zug und ab geht’s. Es ist keine grosse Reise, nach einer halben Stunde sind wir da und wandern Richtung Zentrum und den Sehenswürdigkeiten.

Ich merke bald dass mich die ständigen kulturellen Unterweisungen nerven, ich oute mich als bekennenden Kultur-Banausen und schlage eine Trennung vor damit jeder das für ihn Passende tun könne.
Marl ist sofort dafür will aber mit mir weiter bummeln, Marg meint dass sie uns ja wieder findet, und so vergeht die Zeit doch noch ganz angenehm.

Wir werden dann tatsächlich von der Marg wieder gefunden, sie hat sich immer in unserer Nähe aufgehalten. Sie stellt fest dass ihr Internet nicht funktioniert, sie ist zwar im Netz, kriegt aber keine Verbindungen. Ich probiere alles, es geht wirklich nicht. Am Nachmittag fahren wir zurück nach Carpi und stellen fest dass die ganze Stadt umgebaut worden ist: es soll die ganze Nacht durch-gefeiert werden, alle hundert Meter installiert sich eine Musikband, alle Plätze und Strassen sind bestuhlt, es gibt kein Durchkommen mehr.
Als erstes zu Vodafone mit dem Handy. Es ist ein anderer Verkäufer, und der stellt nach einiger Zeit fest: die verkaufte Karte ist nicht kompatibel mit dem Handy weil es ein Handy mit Swisscom-Branding ist, da gehen nur Swisscom-SIM-Karten. Alle Vorhaltungen nützen nichts, der Vertrag kann nicht rückgängig gemacht werden. Für Marg natürlich ein Fiasko, für mich eine stille Genugtuung!
Ich helfe ihr dann andertags aus der Patsche. Ich habe immer ein altes „zum Klauen-Handy“ im Camper. Dieses schenke ich ihr und richte es mit der Vodafone-SIM-Karte als Hotspot ein. Über diesen kann sie so ins Internet sowohl mit ihrem Smartphone als auch mit dem Laptop. So kann sie ihren Vodafone-Vertrag doch nutzen. Ich bin heimlich doch ein wenig stolz auf mich, aber für die Damen ist das wahrscheinlich selbstverständlich.
Wir sitzen noch ein wenig rum, ein paar Apero’s mit Zutaten, und dann spazieren wir heim, kommen so um 21.30 da an, und was für eine Überraschung: die ganze Sterneschar ist da bereits friedlich versammelt und begrüsst uns mit grosser Drückerei und Hallo. Sie sind einen Tag zu früh, wollen morgen einen Ruhetag einlegen, ist ja toll.
Wir sitzen noch lange zusammen, ich kenne ja nur eine der Frauen von früher, alle andern sind neu. Es wird ein guter und später Tages-Abschluss, ich bin jetzt optimistisch dass es eine harmonische Reise wird.
Das Wetter ist bedeckt aber schön warm, angenehm. Gehe mit ein paar anderen zu Fuss in ein riesiges Einkaufs-Center, da gibt’s von OBI bis COOP alles, und einige Restaurants wo man sich immer wieder bei einem Apero ausruhen kann.
Am Nachmittag werde ich da und dort eingespannt für kleine Reparaturen an Dingen, einrichten von Funk, ausmessen und anpassen von Antennen, ich komme mir vor wie ein Handwerker, aber es macht Spass. Dazwischen immer wieder so adhoc-Grüppchen bei einem Bier und Plaudern, ich kann die meisten schon gut einordnen, ich erwarte keine Probleme. Dann wird für den morgigen Tag die Route besprochen, wer mit wem fährt und wo man sich bei Zwischen-Halten trifft.
Am Abend sitzt der ganze Verein zusammen, es wird erzählt von gemeinsamen Reisen und Treffen, und ich muss immer wieder staunen in was für Ländern und Kontinenten einige schon waren, das sind die richtigen Globetrotter! Da bin ich mit meinen eher ausgetretenen Pfaden ein Waisenknabe dagegen. So gegen 22.00 beginnt’s zu regnen, die Gruppe verschwindet in die einzelnen Mobile, es war wieder ein guter Tag!
Die Marl hat ein Problem mit ihren Wohnraum-Batterien, ich meine die sind futsch, sie können die Spannung nicht mehr halten. Ich werde mit ihr morgen früh in eine FIAT-Garage fahren und hoffe dass die da sofort Ersatz haben.
Um 8.00 stehen wir bereits vor der Garage, sie öffnen aber erst um 8.30, halt Italien! Die Prüfung ergibt dass sie tatsächlich neue Batterien braucht, die müssen bestellt werden und kommen erst am Nachmittag. Da Marg eh noch eine Velotour in der Umgebung machen wollte passt das für die Beiden, ich klinke mich aus und mache eine wunderbare geruhsame Alleinfahrt gegen Ravenna.
Unterwegs treffe ich zwei unserer Konvois, zuerst die vier Männer, trinke mit denen einen Kaffee, später treffe ich eine weitere 4-er Gruppe, Frauen, mit denen fahre ich dann ans Ziel, ein Parkplatz ausserhalb Ravenna. Hier stellen wir uns zu einer Wagenburg auf es regnet inzwischen in Strömen, aber wir schaffen mit unseren Markisen einen trockenen Sitzplatz für 15 Personen.
Die Gis und die Kar machen Pfannkuchen vom Feinsten, wir schlemmen und es wird so richtig fröhlich.
Dann aber kommt die Polizei, zum Glück erst ziemlich spät. „No Camping“, heisst es strikt, es soll gebüsst werden. Aber wir können wenigstens die Busse abwenden, nicht zuletzt weil wir zeigen dass wir Wein aus dieser Gegend trinken!
So wird halt abgeräumt, der Himmel ist ja wieder klar, so sitzen wir dann noch ein Weilchen mit dem Glas in der Hand auf einem Mäuerchen.
Gut geschlafen, alle sind wohlauf. Ich schliesse mich mit drei Männer zu einem Konvoi zusammen, mache das Schlusslicht. Stelle bald fest dass das nicht meine Welt ist!
Es geht auf die Autobahn, das ist sinnvoll heute, denn wir wollen San Marino auslassen und statt dessen einen Tag früher in Grottamare sein. Also direkt durchfahren auf einen Campingplatz und da wieder mal so richtig duschen und entsorgen.
Die Fahrweise ist sehr hektisch, und irgendwann wird es mir zu bunt: da überholen wir Lastwagen-Kolonnen mit Tempo 110, für meine Kiste recht schnell, und dann setzen wir uns vor diese Kolonne und zuckeln mit 80 weiter. Ich als hinterster darf mir dann die Sirenen der uns wieder überholenden Trucker anhören! Ich fahre ab sofort mein Reisetempo von 95, aber dafür absolut gleichmässig.
Und erstaunlicherweise treffe ich dann bei der Autobahn-Ausfahrt wieder die ganzen Sterne an, sodass wir bei der Einfahrt zum Campingplatz die Strasse total blockieren und ein gehöriges Chaos anrichten.
Fazit: ich werde ab sofort wieder allein fahren und allein ankommen!
Es ist sehr heiß, aber es gibt das Meer, das ist aber schmutzig, und es gibt ein sehr gepflegtes Schwimmbad. Überhaupt ist die ganze Anlage sehr schön,und es sind praktisch keine Gäste mehr da. Einzig die Bahnlinie stört, der Lärm ist gewaltig!
Am Abend essen wir zusammen im Restaurant, sehr gut und sehr preiswert, die Bedienung aufmerksam und sehr freundlich, man fühlt sich richtig gut hier. Ein feiner Platz, saisonbedingt wahrscheinlich, sie schätzen so ein gutes Zusatz-Geschäft am Saison-Ende.
Schon gestern hat sich gezeigt dass nicht die ganze Gruppe harmoniert. Es hat einzelne Damen da die schon ziemlich «speziell» sind. Es gibt Veränderungen, eine der Damen schert sofort aus, eine andere morgen. Wir Männer sind da viel pflegeleichter, wir kommen zurecht miteinander, auch wenn wir sehr unterschiedlich sind. Immerhin ist ein harter Kern um Gis auszumachen an dem ich zum Glück auch beteiligt bin.
Der Tag beginnt mit Cappuchino und Brötchen im Restaurant, der Kern ist vertreten. Heute ist nur eine kurze Dislokation auf den Stellplatz auf dem Programm, so 10 Km weiter. Dort werden wir dann für 4 Tage bleiben bevor eine etappenweise Rückreise durch die Toskana beginnt.
Gis verfährt sich in dem engen Städtchen hoffnungslos, einige Stellen sind so eng dass es um wenige Zentimeter geht. Wir landen dann doch noch auf dem richtigen Platz. Ich muss mit dem Besitzer verhandeln weil ich als einziger genügend italienisch kann.
Da der junge Mann eine Kawasaki fährt plaudere ich mit ihm ein wenig übers Motorrad-Fahren, und dass ich eine Motoguzzi-California fahre macht mich zu seinem Freund. Dann taucht auch noch eine hübsche Frau auf und ich meine dass das seine Schwester sei. Es ist aber seine Mutter und Platz-Besitzerin, und dieses «Versehen» fasst sie als so grosses Kompliment auf dass sie uns zu einen sehr guten Preis von 12 Euro incl. Strom, WiFi und Dusche macht!
Es ist immer noch sehr heiß und drückend, wir gehen am Meer entlang spazieren, die Füsse immer im Wasser. Einige gehen baden, für mich ist das Wasser zu schmutzig. Dann verbringen wir einen guten Abend zusammen, wir sind nun nur noch 13 Personen, immer noch 5 Männer aber nur noch 8 Frauen. Morgen kommen allerdings noch zwei Neue dazu.
Gut geschlafen trotz der Hitze. Heute fahren Wer und ich mit unseren Töffchen eine wunderschöne Tour in die sibillinischen Berge. Schöne kleine Strassen ohne jeglichen Verkehr, typische Bergstädtchen ohne Touristen, herrlich.


Als Abschluss ein erstes Abendessen im Hafen, Pasta mit Meeresfrüchten, sehr gut Am späteren Abend dann ein grosses gemeinsames Essen auf unserem „Dorfplatz“ vor meinem WoMo, es wird richtig lustig und laut.
Unser Platzwart Vicenco kriegt Besuch von einem Pizza-Lieferant, ich gehe hin und erkundige mich nach Pizza. Er hat aber bereits Feierabend, es gibt nichts mehr. Es sind zwei richtig fidele junge Italiener, ich lade sie an unseren Tisch ein zu den vielen Frauen.
Und plötzlich liegt ein ganzer Stoss knusprige Fladenbrote auf dem Tisch, die hätte er eigentlich heimbringen wollen. Es wird in ganz neuen Sprach-Varianten diskutiert, es wird getrunken, gegessen, gesungen, ein Riesen-Fest welches bis um zwei Uhr morgens dauert.

Als erstes werden am Morgen die Spuren des gestrigen Festes aufgeräumt, besonders die vielen leeren Flaschen entsorgt. Dann geht’s auf den Markt ins Hafenviertel. Es ist ein Riesenmarkt, ich habe selten einen so weitläufigen und unterhalsamen Markt angetroffen. Und das schöne daran: es sind keine Touristen mehr hier, alles Einheimische.
In einer unendlich mühsamen Gruppenarbeit wird die Rückreise durch die Toscana geplant, stundenlang! Ich halt’s nicht aus, und da ich ja sowieso nur noch am Anfang dabei sein werde kann ich mich gut ausklinken. Ich frische meine Vorräte im Supermarkt auf, dann muss ich etwas Schlaf nachholen.
Am Abend wird wieder gemeinsam gegrillt, ich lege eine Platte mit Poulet-Flügeli auf was mir Komplimente einbringt. Heute bilden sich zwei Gruppen, in „meiner“ Gruppe geht’s schnell wieder sehr lustig zu, die Damen singen und ich begleite sie mit meiner MuHa. Es wird wieder ein Uhr morgens bis wir ins Bett gehen.
Der letzte Tag, die gestern erarbeitete Routenplanung wird computermässig verarbeitet, sagenhaft was die sich für eine Arbeit machen. Es sollen wieder Fahrteams gebildet werden, aber ich bleibe hart: ich fahre in keinem Konvoi, ich fahre allein.
Zwei, drei der Damen machen’s auch so, aber die Kar will hinter mir herfahren, ich kann’s ihr nicht ausreden. Je nun, es sind ja nur 100 Km, das wird schon gehen.
Ich regle mit Vicenco das Finanzielle, er ist sehr zufrieden mit uns, wir mit ihm auch, er stattet dann noch die ganze Bande mit T-Shirt’s von seinem Stellplatz aus.
Jeder ist mit einräumen beschäftigt, ich kann’s ruhig angehen, ist ja alles Routine. Am Abend wird wieder zusammen gegessen, dann zusammengesessen und wieder ein paar Flaschen geleert.
Und es fängt auch hier bereits wieder an: man stellt fest dass die Kar, eine attraktive und sympathische Frau, eine Schwäbin, und ich viel zusammen sind! Sagenhaft, ich werde noch eingebildet. Aber es ist nicht so erstaunlich: von den vorhandenen Männern komme ich halt figurmässig noch am besten weg, und in der Not frisst der Teufel Fliegen oder den R!

Norkia steht heute als Tagesziel auf dem Programm, das liegt nur knapp 100 Km entfernt in den sibillinischen Bergen.
Die Fahrt dahin ist wunderschön, und der Ort selber zwar ein vielbesuchter Touristenort, aber wunderschön gelegen.

Wir stehen direkt vor dem Stadttor auf einem Parkplatz. Am Abend gehen wir alle zusammen in ein gutes Restaurant und lassen uns richtig verwöhnen, mal nicht mit Pizza sondern mit feinen Spezialitäten aus dieser Gegend. An jeder Ecke werden Wildschwein-Salami’s, Trüffeln und anderes angeboten.
Und zuhause wird dann bei Teelichter-Beleuchtung noch der Absacker kredenzt.
Die heutige Fahrt dauert nur kurz, knappe 60 Km, Telvi heisst das Ziel.

In steilen Serpentinen treiben wir unsere Kisten den Berg hoch, kaum zu glauben dass es da oben einen Stellplatz für Wohnmobile gibt. Aber die Sternefrauen kennen wahrscheinlich noch den hintersten Schlupfwinkel, erstaunlich. Es sind halt sehr kultur-beflissene Leute dabei, zudem noch Hobby-Fotografinnen und Wanderer.
Da mich diese Dinge nie sehr lange bei Laune halten können fange ich am Nachmittag mit kochen an und lade dann am Abend drei Damen zum Znacht bei mir ein. Es ist zu spät und zu kühl um draussen zu essen so machen wir es uns drinnen bequem.
Mir ist wieder mal eine wunderbare Sugo gelungen, mit einheimischer Wildschwein-Salami, Wildschwein-Gehacktem und Oliven, Tomaten und allem aus der Gegend bereichert. Dazu Barilla-Spaghetti und einen Tomaten-Mozarella-Salat, es schmeckt echt gut. Und das Lob bleibt nicht aus, natürlich rein verbal!
Heute ist eine noch kürzere Etappe geplant, nur gerade 20 Km weiter, da würde dann eine Wanderung zu alten Klöstern gemacht und Kultur pur konsumiert.
Das passt nicht so für mich, ich erkläre darum dass ich direkt an den nächsten Etappen-Ort fahre, das sind wenigstens 100 Km, auf einen Campingplatz am Lago di Trasimeno, da war ich auch schon mit A.
Die Kar will das auch und mit mir dahin fahren, und schon werden wieder anzügliche Bemerkungen gemacht. Ich benütze die Gelegenheit um dieses Thema mal in der Gruppe zu behandeln und meine völlige Immunität gegen tiefere Beziehungen zu erklären, und es tut gut: alle können darüber lachen und es als Scherz abtun, Glück gehabt. Und am Schluss ist es dann sogar eine Gruppe von fünf WoMo’s die sich mir anschliessen.
Die Fahrt dauert ja nicht lange, und bereits am Mittag stehen wir direkt am See auf dem CP. Von hier aus werde ich dann übermorgen Richtung Schweiz fahren, während die anderen noch eine Weile durch Italien trödeln.
Wer und ich grillen uns das Nachtessen, später sitzen wir dann zu dritt vor meinem WoMo und trinken noch ein paar Gläser.
Wer und ich wollen mit den Töffchen einen Ausflug nach Montepulciano machen, und die Kar fährt als Sozia bei mir hinten drauf! Das wird dann den Anspielungen von wegen Ver-Paarung wieder neue Nahrung geben, alleluia!

Es hat sich gelohnt, Montepulciano ist immer noch eine Reise wert. Der Touristen-Strom ist nur noch flau, und die Leute in den Geschäften sind sehr freundlich und nett. Die Fahrt dahin allerdings ein reines Abenteuer, mit fusshohen Schlaglöchern und breiten Rissen übersääte Strassen. Der italienische Staat scheint pleite zu sein, denn das ist uns nun schon vielfach aufgefallen. Die Kar wurde denn auch ein paarmal recht arg zusammen gestaucht, aber es hat ihr trotzdem sehr gefallen, sie hat sich gut und fest an mir gehalten, nicht unangenehm muss ich sagen. Bei der Rückkehr auf den Platz in Castiglione war dann der Rest der Truppe auch schon da, bin gespannt auf irgendwelche Kommentare.

Muss nun das Töffchen versorgen und alles für den Abend vorbereiten, es ist ja mein letzter mit den Sternen, morgen werde ich beizeiten abreisen und nicht mehr alle sehen.
Das Wetter hat umgeschlagen, es nieselt und es weht ein kühler Wind. Also draussen sitzen und Abschied feiern nur mit warmen Jacken und unter meiner grossen Markise. Es wird trotzdem ein gemütlicher und langer Abend, und es fliesst auch recht viel Wein die Kehlen runter. Und es wird wieder ziemlich spät!
Zeitig am Morgen stehe ich auf und mache mein WoMo startklar, duschen und Kaffee trinken. Die meisten sind schon auf und ich kann mich von ihnen verabschieden. Ich habe das deutliche Gefühl dass ich bei den meisten gut integriert bin, Ud hat mich wiederholt als eine Bereicherung bezeichnet, nett.
So gegen 10.00 Uhr fahre ich ab Richtung Norden, alles Autobahn. Die Fahrt verläuft problemlos bis zur Westumfahrung Mailand. An der Zahlstelle will ein Auto neben mir hinter mir in meine Spur einbiegen und realisiert meine Länge offensichtlich nicht: er biegt zu früh ein und rasiert mir mit seiner vorderen rechten Ecke das komplette linke Rückfahr-Licht ab. Scheisse, das Ding kostet 480.- Franken, zum Glück ist an der Stoss-Stange wenig passiert, die ist ja ohnehin zusammengeflickt vom Vorfall im Napfgebiet.

Ich bin natürlich sehr ungehalten, anderseits tun mir die beiden alten Herren leid: sie sind völlig ab der Rolle, sie müssten in einer Stunde im Spital zur Untersuchung des einen erscheinen und zittern so sehr dass sie kaum einen Bleistift halten können. Ich mache zwei drei Fotos, fotografiere auch ihr Versicherungs-Dokument und schreibe ihnen meine Personalien und meine Versicherung auf. Sie sind sehr erleichtert und dankbar. Dann fahre ich weiter auf einen Rastplatz wo ich die ramponierte Lichtbatterie wieder montiere, die richtigen Anschlüsse heraus tüftle und das Ganze mit rotem Klebeband veredle. Man sieht fast nichts und vor allem: mein Bremslicht, mein Rücklicht und mein Blinker funktionieren wieder, auf der Mailand-Umfahrung überlebenswichtig.
Am späteren Nachmittag komme ich dann im Tessin, in Agno an. Dort treffe ich eine Nichte von mir und ihren Mann, sie verbringen ihre Ferien dort in ihrem Wohnwagen. Die Überraschung ist gross, wir gehen dann ins Restaurant zum essen. Und dann relativ früh ins Bett, die lange Fahrt hat mich doch recht geschlaucht.
Statt heim zu fahren mache ich mit dem Töffchen Lugano, Melide, Bissone und Ponte Tresa unsicher. Besonders Ponte Tresa ist natürlich sehr attraktiv, so nah und so günstig für Einkäufe, am Zoll wird man praktisch immer durchgewunken. (oder durchgewinkt?)
Am Abend essen wir dann noch draussen und gehen wieder beizeiten ins Bett denn es ist recht kühl.
So um 10.00 Uhr fahre ich ab und ohne Probleme über den San Bernardino heim. Unterwegs wird etwas gegessen und ein kleines Mittags-Nickerchen gemacht und dann glücklich zuhause gelandet. Liebe Nachbarn begrüssen mich sofort und mich versorgen mich mit den aktuellen Neuigkeiten des Hauses und der Umgebung. Ein schönes Heimkommen, alles ist in bester Ordnung.
Fazit dieser Reise:
Es war eine gute, interessante Reise, ich habe gute Bekanntschaften gemacht, viel gesehen und erlebt. Nicht so toll wie die Schweiz-Reise, aber ich bin zufrieden. Ich stelle mir trotzdem die Frage ob diese Art zu Reisen meine Zukunft ist, und ob überhaupt das Reisen im WoMo für mich als Single das Richtige ist.