Logbuch 8 Allgäu Okt. 2015

Samstag, 17.10.2015

Ich bin zu einem Treffen mit den Sternen in Deutschland verabredet und muss daher am Sonntag abfahren. Also feiern E und ich unseren Geburtstag bereits heute. Es ist wie gewohnt Opendoor bei mir, und wie gewohnt zieht sich das Feiern relativ lange in die Länge. Auch der Alkohol-Konsum hält sich auf dem gewohnt hohen Niveau, und ich bin froh dass A und E mir beim Aufräumen zur späten Stunde an die Hand gehen.

Nach wenig Schlaf rüste ich am Sonntag mein WoMo noch mit den letzten Sachen aus und fahre los Richtung Oberammergau, wo sich die Sterne treffen wollen. Zur Erinnerung: die Sterne sind eine Gruppe von alleinfahrenden Wohnmobilisten, also alles Singel-Leute die sich übers Internet zu gemeinsamen Fahrten und Treffen absprechen. Ich bin seit knapp einem Jahr auch ein Stern.

Da die Strecke nur gut 300 Km beträgt und wir uns erst am Abend treffen kann ich es ruhig angehen lassen. Aber ab dem Bodensee wird die Strecke durchs Allgäu recht kurvig, und irgendwann schepperts hinten in der Stube. Ein kurzer Blick rückwärts zeigt dass die Kaffeemaschine nicht mehr am alten Ort steht.

An einem günstigen Platz wird angehalten und ich sehe die ganze Bescherung: der Kaffeesatz-Behälter war natürlich voll, ebenso der Wassertank, und das Ganze hat sich mit diversen Maschinen-Teilen über die Sitzpolster der Sitzgruppe verteilt. Schöne Muster sind da zu sehen, und malerisch dazwischen verteilt liegen die losen Teile der Maschine.

Man hätte halt erstens die Maschine wie gewohnt mit dem Gurt befestigen sollen, und zweitens dass sie nach der letzten Reise nicht geputzt wurde ist auch keine gute Referenz. Für’s erstere kann der Restalkohol als Entschuldigung gelten, für’s zweite: Schwamm drüber!

Mit ebensolchem und Tüchern habe ich nun die Sauerei aufgeputzt und die Polster vom Kaffeesatz befreit. Erstaunlicherweise hat die Maschine selber, Polster sei Dank, keinen sichtbaren Schaden erlitten und die Einzelteile passen immer noch zusammen. Also alles nochmals glimpflich abgelaufen, die Reise kann weitergehen.

Ich komme am späteren Nachmittag auf dem Campingplatz in Oberammergau an, es sind bereits einige Frauen und ein Mann da. Ein paar der Frauen habe ich bereits ein- oder zweimal anderswo getroffen, ich werde sehr herzlich begrüsst, ich fühle mich sofort wohl. Für den Abend wird eine Hütte hergerichtet, da wird meine Hilfe sehr geschätzt für alles was Kraft braucht, also wie meistens der Mann für’s Grobe!

Und es wird ein sehr gemütlicher erster Abend, die Restaurant-Küche hat extra für uns geöffnet und serviert uns Essen und Trinken in die geheizte Hütte. Es muss viel erzählt werden und es wird viel gelacht bei Erinnerungen an gemeinsame Touren und Erlebnisse, dabei kommen auch etwa Episoden vor bei denen ich eine Rolle gespielt haben soll!

Und etwas nach Mitternacht erlebe ich nun etwas was mich sehr sehr berührt und echt verlegen macht: plötzlich holt Ul ihre Gitarre hervor, alle haben einen Zettel in der Hand und stimmen ein Lied an. “R, R, noch einmal, es ist so viel gescheh’n, R, R noch einmal, es war so wunderschön.” Und dann wird mit Sekt auf meinen Geburtstag angestossen und ich werde gedrückt und gehätschelt, ich weiss nicht wie mir geschieht.

Dass die überhaupt wissen dass ich Geburtstag habe erstaunt mich, aber die Forumsleiterin, die U, hat das natürlich aus meinen Anmeldedaten entnommen. Ich bin wirklich gerührt über soviel Zuwendung von diesen Frauen, offensichtlich schätzen sie mich halt weil man mich immer für eine Hilfe holen kann und besonders auch technische Probleme lösen kann. Ein schönes Dankeschön, und ein guter Start für unsere gemeinsame Reise.

Am Morgen wird ausgeschlafen, und so gegen Mittag sind dann alle wieder versammelt, 14 Frauen und zwei Männer, He und ich. He ist ein urgemütlicher Rheinländer, wir kommen sehr gut miteinander zurecht.

Ich gehe mit einer Gruppe in’s Dorf, schöne Häuser und viele Touristen anschauen, etwas essen, und am Nachmittag sind wir wieder auf den Platz. Die Gruppe verläuft sich, alle haben was zu tun am und im WoMo, ich mache einen späten Mittags-Schlaf, hab’ s nötig.

Am Abend wird der nächste Tag besprochen. Der grössere Teil will auf die Zugspitze, Deutschlands höchster Berg mit fast 3000 Metern, ich auch.

Ich bin sehr beeindruckt von dieser Alpen- und Bergwelt, diesen Teil von Deutschland habe ich noch nie gesehen. Auch die Erschliessung dieses Berges mit Bahn und Seilbahn ist zum Staunen. Es liegt noch meterhoch Schnee, und natürlich ist alles überlaufen von Touristen. Aber der Ausflug hat sich gelohnt.

Anderntags machen He und ich einen Herrentag und besichtigen Garmisch-Partenkirchen. Es gibt da wunderschöne Hausfassaden und auch sonst viel zu sehen, wir haben einen sehr lustigen Tag zusammen.

He, obwohl älter aussehend als ich, stellt mich überall als seinen Vater vor den er aus dem Heim geholt hat um ihm einen schönen Tag zu bieten und “schnorrt” so einige Vorteile für uns heraus, z.B. gratis Busfahrten und Gratis-Kaffee. Wir amüsieren uns köstlich! Am Abend trifft sich die ganze Gruppe zum Essen in einem Restaurant.

Am Morgen fahren wir weiter und steuern als Ziel den Schliersee in Oberbayern an. Es hat sich so langsam ergeben dass die Mo, auch eine Rheinländerin, immer mit mir zusammen fährt.

Wir verstehen uns sehr gut, sie ist auch seit ein paar Jahren Witwe, und sie hängt immer noch genau so an ihrem Mann wie ich an A. Wir sind in der gleichen Lage, das verbindet irgendwie.

Wir stellen auf in Bayrisch-Zell, machen eine Wagenburg und verbringen den Abend im Freien, ziemlich kalt. Darum wird’s nicht sehr spät, El und Ul nehmen noch einen Absacker in meinem WoMo, dann ab in’s Bett

Nun sind wir am äussersten Zipfel von Oberbayern angelangt, am Königsee. Wenige Kilometer weiter beginnt Österreich, nahe bei Salzburg. Hier wird unsere gemeinsame Reise enden, den Heimweg treten dann alle individuell an. Es ist eine eindrucksvolle Landschaft, gebirgig wie in der Schweiz.

Wir stehen auf einem schönen Campingplatz, haben genug Platz um vor meinem WoMo eine grosse Gemeinschafts-Tafel herzurichten. Das Wetter ist herrlich, natürlich sinken abends die Temperaturen rasch, man braucht warme Jacken.

Wir fahren mit dem Boot auf dem Königsee nach Bartholomä, das muss man einfach mal gemacht haben. Anschliessend mache ich mit ein paar Frauen und zwei Hunden eine schöne Wanderung durch die Herbstwälder, wunderbare Farbenspiele gesehen.

Am Abend das grosse Abschieds-Essen vor meinem WoMo, mit Gegrilltem von mir und Gekochtem von den Frauen. Alle haben das Gefühl eine sehr schöne und vor allem eine harmonische Reise erlebt zu haben, wir gehen alle als Freunde auseinander.

Nochmals ein Tschüss auf alle Seiten, dann fährt jeder für sich ab. Die Richtung ist allerdings am Anfang für alle gleich. Darum fällt mir etwa 50 Km weiter das WoMo von Mo am Strassenrand auf. Ich halte an und erfahre dass sie eine Panne hat, das Ding läuft nicht mehr an. Ich probiere alles, aber erfolglos, der ADAC muss her. Ich nehme sie mit in’s nächste Dorf und warte mit ihr bei Kaffee und Kuchen auf den Pannenhelfer.

Nach Stunden ist der dann da, und schnell stellt sich heraus dass der Elektronik-Teil des Automaten defekt ist, es muss in einer Vertragsgarage ausgetauscht werden.

Das WoMo wird aufgeladen, nochmals Abschied von Mo, und ich fahre weiter. Ich hab’s nicht eilig und fahre statt Autobahn gemütlich über Land, mache Mittagspause und dann weiter.

Und was sehe ich bei einer Garage stehen: Mo’s WoMo! Also sofort umkehren und anhalten! Mo sitzt da, sie muss hier übernachten weil der Elektronik-Einschub erst morgen kommt. Ich beschliesse ihr Gesellschaft zu leisten, sie lädt mich zum Dank dass sie nicht allein hier schlafen muss zum Nachtessen ein. Es wird noch ein schöner Abend mit tiefsinnigen Gesprächen, sie ist wirklich eine bemerkendwerte Frau.

Schlechte Nachricht für Mo: das Teil kommt nicht heute, die Firma offeriert ihr aber den Aufenthalt in einem Erstklass-Hotel in der nächsten Ortschaft inclusive Taxi. So ist sie wenigstens gut aufgehoben, ich verabschiede mich zum drittenmal von ihr und mache mich definitiv auf den Heimweg. Bin dann am Nachmittag zuhause, WoMo ausladen und versorgen, und mich wieder zuhause fühlen, ist doch auch immer wieder schön.

Es war wieder eine sehr befriedigende Reise, wenn auch ohne A, aber dank den Sternen doch immer in Gesellschaft von Menschen in ähnlicher Situation. Bei manchen schönen Momenten ist trotzdem immer der Gedanke da dass halt zu zweit schöner wäre.

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