Deutschland 2003
Mitte Juni starteten wir zu unserer nächsten Reise. Wir wollten uns mit unseren Campingfreunden R&C auf Rügen treffen.

Wir steuerten als ersten Schlafplatz das Rheinufer in Speyer an, welches uns vom letzten Jahr in guter Erinnerung geblieben ist. Es waren immer noch die gleichen paar Bekannten da, wir wurden gut empfangen.
Die nächste Etappe führte uns nach Berlin, auf den Stellplatz auf dem alten Flughafen Tempelhof. Da bin ich früher öfter gelandet wenn ich geschäftlich hier war, es war jedesmal etwas abenteuerlich so mitten in der Stadt zu landen!


Über Stralsund sind wir dann nach Rügen gefahren. Auf der Insel haben wir unsere Camperfreunde C&R getroffen und zwei Tage zusammen mit ihnen die Insel durchstreift. Wir haben Sassniz und Lobbe besucht, eine Schifffahrt zu den Kreidefelsen gemacht und sind mit dem legendären «Rasenden Roland» gefahren.


Weiter ging’s Richtung Westen an vielen berühmten See-Bädern vorbei, auf dem Stellplatz in Warnemünde standen wir an vorderster Front und konnten die ein- und ausfahrenden Riesenpötte bestaunen. Und die Promenade am Strom muss man einfach erlebt haben, da fühlt man das Maritime!
Wir lernten da ein Ehepaar kennen mit einem Riesen-WoMo, rund 9 Meter lang. Wir erfuhren dass sie in Waren an der Müritz wohnen täten, wir wurden herzlich eingeladen sie zu besuchen auf unserer weiteren Reise. Was uns etwas missfiel waren ihre ständigen Bemerkungen dass sie es auch einmal so gut haben möchten wie wir Schweizer. Dabei war doch schon aus dem Riesen-Unterschied zwischen unseren WoMo’s eindeutig klar dass es ihnen gar nicht so schlecht gehen konnte!
Wir haben dann tatsächlich einen Umweg über die Mecklenburgische Seenplatte gemacht und die Beiden besucht. Die Fahrt dahin hat mir wahrscheinlich die letzten losen Schrauben aus dem WoMo gerüttelt, weite Strecken mussten wir auf urtümlichem Kopfstein-Pflaster fahren! Und dann haben wir eines der unangenehmsten Erlebnisse gemacht welche wir je mit Campern hatten!
Es begann damit dass man uns ihr schmuckes Haus vorgestellt hat, welches noch «unter unserem lieben Adolf» gebaut wurde! Dann gab’s eine Rundfahrt auf ihrer 15-Meter-Motoryacht auf dem See, wir bestaunten unterwegs drei wunderschöne Strand-Häuschen, die sie vermieten täten. Wobei bei einem davon nun «so ein Wessy» daherkommen und seine Eigentums-Rechte einfordern täte. Dabei hätten doch sie die ganzen Jahre bei diesen Häuschen zum Rechten geschaut!
Und dann die Erzählungen wie gut sie es vor dem Mauerfall gehabt hätten. Da ging dann regelmässig in der Papierfabrik gegen Mittag der Rohstoff aus und dann war Feierabend. Heute müsste den ganzen Tag durch-malocht werden. Das Brot war damals so billig dass man damit die Schweine gefüttert hätte. Und so ging’s die ganze Zeit weiter, und immer wieder mal die Bemerkung dass sie es auch mal so gut haben möchten wie wir Schweizer.
Irgendwann habe ich den Beiden dann erklärt dass es uns tatsächlich gut geht in der Schweiz, dass wir aber weder ein Häuschen «vom Adolf» noch drei annektierte Strand-Häuschen, auch keine grosse Motoryacht und ein vergleichsweise eher bescheidenes WoMo besitzen. Und dass sie uns mit ihrem Gehabe recht unsympatisch seien und wir uns nun verabschieden täten.
Und das taten wir dann sofort, wir machten uns auf nordwärts wieder an die Ostsee. Das nächste Ziel war Trafemünde, wir mussten nicht den grossen Umweg gegen Lübeck machen sondern konnten mit einer kleinen Fähre auf dem direkten Weg dahin kommen. Der Stellplatz direkt im Fischerhafen war wiederum ein Erlebnis.

Da konnte man Fisch direkt ab den Kuttern kaufen. da sassen alte Mütterchen und pullten geduldig stundenlang Krabben, und da gab’s einen riesigen Gebrauchtwaren-Laden, da konnte man stundenlang wühlen und staunen. Wir sind wie ein Jahr vorher wieder zwei Tage da geblieben, eine solche Atmosphäre erlebt man nicht öfters!
Wir wollten noch weiter nach Norden, in Puttgarden auf Fehmarn war unser nächster Halt. Unmittelbar neben der Fähre haben wir einen tollen Platz zum Schlafen gefunden. Lediglich der Lärm des daneben stehenden Windkraftwerks hat uns dann vertrieben.


Wir haben einen kleinen Umweg über Dänemark gemacht, wir wollten auch mal ein wenig mit den Fähren fahren, und haben in Svendborg eine Nacht verbracht.
Danach sind wir gemächlich über Odense, Kolding, Flensburg nach Husum gereist und haben dort auf dem Stellplatz übernachtet. Danach ging’s südwärts und bei Glückstadt mit der Fähre über die Elbe, und weiter über Bremerhaven nach Leer. Dort gab’s mitten in der Stadt nahe der Altstadt einen grossen Parkplatz auch für WoMo’s. Die Altstadt mit dem alten Hafen ist sehr sehenswert.
Nun ging’s über den Isselmeer-Damm und über Amsterdam nach Vlissingen auf Zeeland. Die Städtchen auf Zeeland sind sehr schön, alles ist herausgeputzt, richtige Bijoux!

Von Vlissingen über Antwerpen nach Köln war eine grosse Etappe, aber wir mussten nun wirklich langsam heimwärts. Wir liessen’s uns aber nicht nehmen auf dem Heimweg nochmals in Speyer unsere neuen Bekannten zu besuchen und eine Nacht dort zu verbringen.
Da kamen wir nun gerade richtig! Wir sind mitten in ein gewaltiges Fest geraten, es wurde der 60-igste Geburtstag einer der Frauen gefeiert. Wir wurden sofort willkommen geheissen und in das Geschehen integriert, da gab’s kein Entrinnen. Da war eine Musikanlage grossen Kalibers aufgebaut, ein Sänger mit Gitarre, ein Sinti, hat ganz passabel Countrylieder gesungen. Es wurde getanzt und natürlich gegessen und getrunken, die Stimmung war auf dem Höchststand, der Lärm dementsprechend.


Und plötzlich: die Geburtstags-Frau ist zusammengebrochen, obwohl ausgerechnet sie wenig Alkohol getrunken hatte. Sofort wurde der Notfall-Dienst aufgeboten, der Arzt hat auf einen Herzinfarkt getippt und die Frau wurde abtransportiert. So war das Fest dann ziemlich schnell zu Ende, man ist zwar weiter zusammen gesessen, aber ohne Musik und Lärm. Später in der Nacht hat sich dann herausgestellt dass es sich tatsächlich um einen Herzinfarkt gehandelt hat, die Frau aber überlebt hat und in Sicherheit ist. Darauf hat man nun allerdings nochmals kräftig anstossen müssen und das Fest ist wieder in Gang gekommen, etwas leiser zwar. Man hat nun eben den zweiten Geburtstag der Frau gefeiert.
Anderntags ging’s für uns dann aber auf den Heimweg. Unterwegs haben wir in Bad Dürrheim nochmals übernachtet. Mitte Juli 2003 sind wir heil zuhause angekommen. Rund 3’300 Km sind wir gefahren und waren 30 Tage unterwegs, das längste Etmal betrug knapp 300, das kürzeste gut 80 Kilometer, sodass man von einer eher gemütlichen Reise sprechen kann.
Fazit: Es war eine lange schöne Reise, wir haben sehr viel gesehen und erlebt und viele alte und auch neue Bekannte getroffen. Meiner Frau ist’s gut gegangen, sie hat die Reise sehr genossen, wir machen bereits Pläne für das nächstemal!