Frankreich Sept.2019
Wir planen für circa drei Wochen einen Camper-Trip, wohin ist bis zum Schluss offen, einfach nach den besten Wetter-Aussichten. Ganz kurzfristig fällt der Entscheid, wieder mal nach Südfrankreich, nach Marsaillan le Plage zu fahren und dort für ca. zwei Wochen zu bleiben.
Damit wir für die kritische Strecke Zürich-Bern keine Nerven wegen Stau’s verlieren fahren wir am Mittwoch, dem 28.8. um 22.00 Uhr ab und kommen so um Mitternacht auf dem Rastplatz Grauholz in Bern an. Wir schlafen ruhig und ungestört bis um 8.0 Uhr morgens.
Hier fängt nun unser Urlaub an, wir frühstücken, P geht mit Chiara laufen und ich mache das Auto klar. So um 10.00 Uhr fahren wir weiter. In Genf verlassen wir die Autobahn, ab jetzt fahren wir Landstrassen.
Wir nehmen die Route Richtung Aix-les-Bains, Voiron und bei Valance ins Rhonetal. Es ist eine gemütliche Fahrt mit Zwischenhalten, und zeitig suchen wir uns einen Schlafplatz. Wir finden etwas abseits der Strasse zufällig einen Campingplatz, » La Chatonniere», völlig leer, aber wie ein Park. Die Besitzerin, Madam Boucher, spricht noch ein reines, unverfälschtes Elsässisch, ein Ohrenschmaus!

Bei einem Abend-Spaziergang ins kleine Dorf Cognin-les-Gorges entdecken wir dass wir vor zwei Jahren bereits mal hier waren! Damals hatten wir auf der Heimreise von Südfrankreich eine Nacht hier auf dem Dorfplatz vor der Kirche verbracht.

Diese Kirche gehört heute einem Handwerker, dem die Gemeinde den Lohn für seine Arbeiten nicht bezahlen konnte und ihn dafür mit dieser grossen, leer- stehenden Kirche entlöhnte. Sie ist für wenig Geld zu kaufen!
Am nächsten Tag geht’s weiter südwärts direkt nach Marsaillan Plage. Da waren wir schon zweimal, P fühlt sich hier sehr wohl, sie kann hier gut einkaufen und “deedlä”! Obwohl wir sehr früh am Mittag da sind ist kein Platz frei, alles besetzt, ein Riesen-Andrang. Erst in zwei Tagen würden zwei Plätze frei für 5 Tage. Wir schauen uns diese Plätze an, aber sie sind zu klein für unsere Kiste. Aussichtslos!
Wir finden etwas entfernt einen Platz für eine Nacht, sehr lärmig und nicht zum Bleiben geeignet. Chiara darf nicht zum Strand und zum “deetlä” viel zu weit. Was nun? Die Mittelmeer-Küste ist total überlaufen, zudem lärmig und überall Hundeverbot an den Stränden. Also für uns halt nicht mehr geeignet.
Wir beschliessen gegen Norden zu reisen und ev. im Burgund etwas Besseres zu finden. Wir fahren in kleinen Etappen, eigentlich ohne bestimmtes Ziel.

In Lempdes sur Allagon verbringen wir die erste Nacht auf dem Camping Communal, ein schöner Platz in einem kleinen Ort. Da jedoch der grössere Teil des Platzes mit Dauermietern in Bungalows belegt ist fühlt man sich als Fahrende in einer anderen Liga, es gibt unter diesen zwei Arten von Camping kaum Berührungspunkte.
Einen Tag später rasten wir in Lapalisse, wieder auf einem Camping Communal, wiederum fast allein. Die Plätze der Gemeinden sind meistens sehr grosszügig angelegt, bescheiden aber ordentlich mit sanitären Einrichtungen ausgerüstet und preislich immer im unteren Bereich.

Das Wetter ist herrlich, der Platz, die Umgebung mit dem Park ein Paradies für Chiara und der Ort ganz nahe. Wir bleiben hier zwei Nächte, wiederum fast alleine, schon fast langweilig!

Ich finde im Internet einen vielversprechenden Platz etwas abseits unserer geplanten Route, in Couches. Das Wetter bei unserer Abfahrt ist leicht bedeckt, aber nicht störend, es wird wieder sonnig.
Wir treffen auf einen etwas abgelegenen Platz, aber es ist sehr schön hier und wir sind allein, nur in einer weit entfernten Ecke wohnt ein Ehepaar mit einem Kind als Dauermieter in einem Zelt. Die Frau,eine Schwarze, ist den ganzen Tag allein, der Mann, ein Weisser, arbeitet irgendwo und kommt erst am Abend heim. Wir rätseln über die möglichen Verhältnisse und Konstellationen dieser Familie.

Wir geniessen jedenfalls diesen Platz, vor allem Chiara hat hier ein Paradies. So frei, ohne Leine, kann sie sich selten bewegen, sie hat ein Riesengebiet zu erkunden und jagt den Heuschrecken nach, sie frisst sie! Sie kommt aber immer wieder zurück um nach uns zu schauen, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen.
Allerdings stellen wir fest dass wir in einem totalen Funkloch sitzen, kein Internet möglich. Und auch der Fernseher hat dauernd Ausfälle, was eigentlich keinen Zusammenhang mit dem Internet hat. Da wir aber halt schon ein wenig süchtig sind und gerne über alles in der Welt informiert sein müssen (die machen ja sonst was sie wollen!) ziehen wir nach zwei Tagen weiter.
Wir machen mitten in Dole auf einem Campingplatz Halt und stellen fest dass wir bereits einmal hier waren, nämlich mit Ninja auf einer geplante Reise ins Burgund . Damals mussten wir die Reise abbrechen wegen Ninja’s Gesundheits-Zustandes.

Ein Stadt-Bummel ist enttäuschend, die Stadt gibt nicht’s her. Zudem stellen wir fest dass wir hier zwar volles Internet haben aber immer noch kein Fernsehen. Der Satelliten-Automat gibt eine Fehlermeldung aus, die gem. Handbuch auf einen Unterbruch der Antennen-Zuleitung hinweist. Ich steige auf’s Dach, aber die Kabelanschlüsse sowohl am Receiver als auch am LNB sind ok, also muss etwas an der Elektronik nicht stimmen.

In der Nacht fängt’s an zu regnen, es gibt keinen Grund hier zu bleiben. Ich sehe dass es eine Servicestelle für unsere TV-Anlage in der Nähe gibt, in Colmar im Elsass, also geht die Reise dahin, wir sind am frühen Nachmittag da. Die Firma ist mitten in der Stadt, wir finden sie aber problemlos. Der Techniker ist allerdings für den Rest des Tages ausgebucht, aber am nächsten Vormittag sind wir an der Reihe. Wir verbringen den Nachmittag mit “deedlä” im Le Leclerc, einem Riesen-Warenhaus, und fahren gegen Abend auf das Firmengelände zurück, wir übernachten da.

Wir schlafen ruhig und erst um 07.00 Uhr beginnt der Arbeitslärm um uns, also Zeit zum aufstehen. Am Vormittag sieht sich dann der Techniker das Verhalten meines TV-Systems an. Er holt eine Leiter und fummelt etwas an der Antenne rum, kommt runter und siehe da: es läuft !!!
Ich bin baff, er zeigt mir ein 11-er Gabelschlüsselchen und erklärt mir dass es eben noch eine Kabelverbindung, etwas versteckt, gäbe, die sich gerne lösen täte und dann eben zu dem gemeldetet Kabel-Unterbruch führe.
Also gewusst wo, Kosten: Null! Er lädt mir sogar noch die neueste Firmware ab Stick in die Elektronik, schenkt mir dazu noch den Stick, und alles gratis. Mir ist das dann allerdings ein grosszügiges Trinkgeld wert, so billig komme ich nicht oft davon.
Wetter ist heiter, aber kühl, die Aussichten sind nicht gut. Also wie weiter? Wir beschliessen die Reise zu beenden, wenn das Wetter definitiv umschlägt. Mit einem nassen Hund im Camper ist nicht gut leben!
Wir fahren die kurze Strecke ins Breisgau, das ist eine bekannte Gutwetter-Ecke. Auf bekanntem Terrain, in Bad Krozingen finden wir den begehrtesten Platz grad noch frei, unmittelbar hinter uns hat bereits ein weiterer Aspirant auf diesen Platz eingespurt. Aber wer zuerst kommt mahlt zuerst!

Wir sind zufrieden hier zu sein, haben 100 Meter Wiese vor uns und geniessen den Spaziergang durch den Park mit dem Flüsschen. Auch Chiara entdeckt das Wasser, zum ersten Mal geht sie richtig baden, aber nur weil sie sich vor lauter Entenjagd vergisst. Das Wetter bleibt noch gut, richtig viel Sonne und die Nacht nicht sehr kalt. Wir verlängern also noch eine Nacht mit einer Option auf noch länger, halt wetter-abhängig.

Weil unser Gas- und Wasser-Vorrat zur Neige geht fahre ich am Samstag-Morgen zu einem Baumarkt und tausche da die Gasflasche. Anschliessend bunkere ich noch 100 Liter Wasser, wir sind wieder für alle Situationen fit. Wir verbringen einen weiteren schönen Tag, ich gehe für zwei Stunden in die Therme, aber es macht keinen Spass: es ist Wochenende und ganz Frankreich ist angerückt und es ist ein Riesen-Andrang, also schnell wieder raus.
In der Nacht auf Sonntag schlägt das Wetter nun richtig um, es regnet in Strömen, auch am Morgen sieht’s nicht besser aus, und es soll die nächsten Tage nicht viel besser werden. Erstaunlicherweise lauten die Berichte im Internet für den Süden besser, zuhause erwarten sie sogar eine freundliche Woche. Also kurz entschlossen brechen wir auf Richtung heim.
Auch bei unserer Ankunft zuhause regnet es noch. Als böse Überraschung entdecken wir dass die Sicherung für den Küchenbereich ausgefallen ist und wir damit den ganzen Inhalt sowohl des Kühl- sowie des Gefrier-Schrankes entsorgen müssen. Schade um die schönen Fleisch-Stücke! Aber der Rest des Haushaltes ist alles in Ordnung, und nach dem Ausräumen des Campers sind wir eigentlich zufrieden wieder zuhause zu sein, auch Chiara fühlt sich richtig hundewohl.
Die Reise ist völlig anders verlaufen wie geplant. Wir wollten wie auch schon mal nach Marsaillan Plage, weil dort der einzige Platz ist wo man unmittelbar beim Städtchen steht. Da hat man den Metzger und den Beck und andere Läden in geringer Entfernung, P kann “deetlä” und man kann auch am Abend mal essen gehen. Da hätten wir dann zwei Wochen wohnen wollen um dann wieder gemütlich heimreisen, insgesamt drei Wochen total.
Fazit: Wir haben dieses Jahr einen Riesen-Andrang an der Mittelmeer-Küste erlebt, ohne Voraus-Reservation gab’s keine Chance. Wir haben auf unserem Platz ein deutsches Ehepaar getroffen welches wir vom letzten Jahr her kennen. Die haben bestätigt dass sie immer ein Jahr zum voraus buchen. So aber ist für uns der Sinn des Campierens nicht mehr gegeben, die Unabhängigkeit und die Flexibilität sich an veränderliche Situationen anzupassen geht verloren. Wir werden in Zukunft wieder besser planen müssen in welche Richtung wir zu welcher Jahreszeit reisen. Wir haben jedoch auf dieser Reise dann trotzdem ganz tolle Plätze angefahren in völlig unbekannten Gebieten und sind zufrieden.