Spanien 2014

Ich bin im Juni Witwer geworden, dies ist die erste Reise die ich allein unternehme. Ich werde nach Andalusien zu Freunden ziehen, sie haben mir einen Platz reserviert. Den neuen Camper habe ich mit diversen Dingen perfektioniert, und auch ein Probe-Campen in Bad Dürrheim gemacht.

Am 28.Dezember 2013 fahre ich nachts um 2.00 Uhr los. Ich werde Dauerfahren nach meiner Methode: fahren, bisschen essen, bisschen schlafen, fahren, usw. Bei einer dieser Schlafpausen an der Grenze Frankreich/Spanien bin ich erwacht durch ein bekanntes Geräusch: das Öffnen der Zentral-Verriegelung! Ich war sofort zum Eingreifen bereit aber das war nicht nötig: dank meiner mechanischen Zusatz-Sicherung konnten die zwei Männer trotz offener Verriegelung die Tür nicht öffnen und sind abgezogen. Das Schloss ist zwar vermurkst, aber ich habe Glück gehabt! Ich nehme es auf als eine Warnung: R, pass besser auf!

Am 29. Dezember komme ich in Hospitalet de l’Infant, dem Gänseplatz an und buche für drei Nächte. A war immer sehr gerne hier, ich werde darum am Sylvester hier auf alles mir Liebe anstossen.

Momentan bläst ein extremer Sturmwind bei strahlender Sonne. Der Camper wird sehr geschüttelt, auch bei der Fahrt durchs Rhonetal und dann im Langedoc waren gestern sehr kritische Situationen aufgetreten: man wurde manchmal durch heftige Böen auf die Nebenspur versetzt. Es stehen wenige WoMo’s hier, die Leute sitzen alle drinnen an der Wärme.

Am nächsten Morgen ist der Wind weg, die Sonne strahlt, an der Rezeption gibt’s ein frisches Baguette und die Kaffemaschine läuft: so schön kann alles sein! Ich packe das Töffchen aus und fahre einkaufen in Hospitalet de l’Infant. Die Temperatur an der Sonne ist sehr angenehm, ich schlafe nachmittags auf einer Strand-Wanderung im Sand tatsächlich ein.

Nun erlebe ich in meinem Leben den ersten Sylvester als Single! Habe wieder sehr gut geschlafen. Vielleicht hilft der Whisky, aber eher das Meeres-Rauschen. Ich stehe ja direkt am Sandstrand, 20 Meter vom Meer entfernt. Und da ist das Rauschen schon ziemlich laut.

Ich kann auf dem Platz meine leere Spanien-Gasflasche tauschen für 20 Euro. Der Aufenthalt hier kostet mich für die drei Tage rund 50 Euro mit dem Strom, recht günstig. Ich habe auch ein Internet-Netz gemietet, sackteuer zwar, aber ich will allen Freunden einen guten Rutsch wünschen und mit ihnen verbunden sein. Gestern hat A&E angerufen, hat mich sehr gefreut sie zu hören. Die Zwei sind mir sehr nahe.

Zum Jahres-Abschluss gehe ich ins Restaurant zum essen, ich bin der einzige Gast. Die Muscheln als Vorspeise, das Kaninchen und als Abschluss die Käseplatte, dazu eine Flasche Rijoja vom Feinsten, alles ist sehr gut, aber ich sitze halt mutterseelen allein da! Ich bin froh hab ich hier ein Netz , denn alle Freunde haben mir geschrieben, so fühl ich mich nicht so ganz einsam, das hält mich ein bisschen hoch.

Rechtzeitig vor Mitternacht stelle ich den TV ab und gehe mit dem Sektkelch nach draussen in der Meinung dass da die Leute jetzt zusammen auf das neue Jahr anstossen. Aber Irrtum, keine Menschenseele weit und breit, keine Kirchenglocken, keine Raketen, ausser Meeres-Rauschen nichts, so richtig deprimierend! So sitze ich allein im Sand und trinke die Flasche Champagner leer. Das ist mit Sicherheit der einsamste Jahreswechsel meines Lebens!

Am anderen Morgen mache ich bei strahlender Sonne meinen Camper startklar. Es wird eine schöne Fahrt gegen Alicante, rechts eine beeindruckende Landchaft und Berge, links das Meer und die grotesken Bausünden der Spanier. Die Sonne brennt schon ziemlich stark, es ist Kurzarm-Wetter, die Socken aus!

Ich will wieder durchfahren mit kurzen Schlafpausen dazwischen. Ich werde mir diesmal sicherere Plätze suchen. Und so stehe ich dann um 22.30 Uhr auf Almanat, der Nachtwächter lässt mich rein fahren, aber mein reservierter Platz ist besetzt! Da der «Besetzer» noch Licht hat, klopfe ich um zu reklamieren wie wir Schweizer das ja erst mal machen.

Aber als dann eine junge Engländerin aufmacht, splitternackt, da ist’s mit meinem Englisch grad momentan vorbei. Muss zuerst realisieren: ich bin ja da auf einem FKK-Platz. Und schnell wird dann klar dass ich halt zwei Tage zu früh bin und dass sie ja eh morgen abreisen. Ich entschuldige mich natürlich sofort und stelle mich temporär auf dem Nebenplatz auf.

Habe gut und lange geschlafen. Frisch geduscht und rasiert, als neuer Mensch werden dann die Freunde begrüsst, mit grossem Hallo und Freude. Danach natürlich die korrekte Anmeldung und Einrichtung des WiFi (30.- Euro 1 Monat, Empfang hervorragend). Ich bin angekommen.

Im Laufe des Tages kann ich dann auf meinem definitiven Platz aufstellen, Strom u. Wasser einrichten, und das nagelneue Küchenzelt erstmals aufbauen. Ich stehe auf einem sehr schönen, sonnigen Platz, bin sehr zufrieden.

Ich werde sehr schnell in eine bestehende Freundes-Gruppe integriert. Man nimmt mich überall hin mit, sei es zum Markt in Velez Malaga, oder zum Tapas essen in Torre del Mar. Ich vermute dass Uta ihre Freunde über meine Situation informiert hat und ich darum so gut aufgenommen werde.

Ab 18.00 Uhr ist jeweils die Apero-Bar geöffnet. Da treffe ich auf viele Leute, alle sind sehr nett, einige kennen mich noch und erinnern sich auch an A. Es sind auch 5 Schweizer-Paare auf dem Platz, alle kommen vorbei zum Grüezi-Sagen. Auch ein COPD-Mann ist mit seiner Frau da, ich hab’s sofort erkannt, er erinnert mich sehr an unsere Anfangszeit vor ca. 15 Jahren. Er braucht offensichtlich noch keinen Sauerstoff.

Es stellt sich bald eine gewisse Tages-Routine ein. An der Sonne herumliegen, am Strand wandern gehen, mit dem Töffchen Ausflüge machen, einkaufen gehen, bei den China-Magazinen herumstöbern. Zwischendurch mal mit Freunden irgendwohin fahren zum Essen, und am Abend dann an die obligate Apero-Bar zum klönen. Abends werde ich mal da mal dort bei Freunden zum Abendessen eingeladen.

Ich werde auch überall hin voll mitgeschleift. Ich schätze das sehr, es hilft mir zwar das Fehlen von A etwas zu überdecken, andererseits kommt dann gerade bei diesen Treffen schmerzlich der Gedanke dass sie da auch gerne dabei wäre! Der meist leere Stuhl neben mir am Tisch erinnert mich immer daran!

Die Tages-Routine wird manchmal durch besondere Höhepunkte veredelt. Da ist zum Beispiel ein Besuch mit dem Bus in Malaga angesagt um die berühmte Weihnachts-Beleuchtung anzuschauen. Es wird gut gegessen und getrunken, ein toller Abend. Nach dem Eindunkeln dann die einzigartige Weihnachts-Beleuchtung, das ist wirklich ein Erlebnis!

Alle Strassen und Gassen sind mit unterschiedlichen Sujet’s beleuchtet, und bis weit nach Mitternacht herrscht ein quirliges Leben in allen Gassen und Restaurants. Sowas habe ich noch nirgends erlebt!

Manchmal gehen wir essen in speziell gute und eher teurere Restaurants, für mich als Schweizer sind diese Preise natürlich läppisch: zum Beispiel 250 gr feinstes Rindsfilet für 22 Euro!

Aber auch beim Metzger ist der Fleisch-Einkauf ein Vergnügen: A und ich kaufen bei einem Halal-Metzger ganz edles Rindsfilet für 18 Euro das Kilo ein. Ich friere eine ganze Menge davon portionenweise ein.

Dank meinem WiFi kann ich guten Kontakt zu allen meinen Freunden zuhause halten, bin immer über alles informiert und die wissen auch immer wie’s mir geht und wo ich gerade bin.

Ab und zu machen wir einen Männer-Ausflug mit Elektro-Bike’s, ich kann jeweils das von U benutzen. Das werden in der Regel längere Tage, nicht wegen der langen Distanzen sondern wegen der vielen Bar’s. Auch mit dem COPD-Mann bin ich öfters mit unseren Rollern unterwegs, er kennt für den Heimweg spezielle «Trinker-Routen»!

Ich koche und grille ziemlich viel und gut, meine Küchen-Einrichtung im Zelt ist recht beachtlich. Neben zwei Elektro-Platten steht auch noch ein Backofen und ein Gasgrill zur Vefügung.

Ich kriege ab und zu Besuch beim Kochen, es hat schon schöne Tausch-Geschäfte gegeben, z.B. gegrillte Pouletflügel gegen Erdbeer-Törtchen!

Ein- oder zweimal treffen wir uns abends im Strand-Restaurant auf dem Platz. Aber das Essen ist nicht gut, der Wein auch nicht, und die Musik lärmt neben dem TV um die Wette, ein Graus. Und dazu wird von den Spaniern sogar getanzt, zum Glück nicht nackt.

Ich erlebe eine Phase von sehr hohem und stotterndem Puls so um 160, begleitet von hohem Blutdruck 160/120. Das hat mir anfangs ziemlich Angst eingejagt, sage mir aber jetzt es kommt wie es muss. Habe alle Papiere offen bereit gelegt und schliesse meinen Camper nicht mehr ab, so für alle Fälle! Aber nach zwei Tagen hat sich das Herz langsam wieder normalisiert, mal schauen.

Es hat Regen gegeben, war gerade im Erosci am einkaufen. Auf dem Heimweg bin ich in einem Kreisel auf der schmierigen Strasse ausgerutscht und in ein daneben fahrendes Auto gefallen. Es war ein Gemeinde-Fahrzeug, der Fahrer hat nur gutmütig abgewunken wegen der Beule, und am Roller kann ich alles wieder zurecht biegen. Schwein gehabt, danke meine lieben Engel!

Nachts beginnt ein Wolkenbruch wie ich noch nie einen erlebt habe! Ununterbrochen brechen Wassermassen mit einer gewaltige Wucht nieder, as mit einem Lärm wie am jüngsten Gericht. Es scheint wie wenn alles weggeschwemmt werden müsste. Ob alles hält? Dann hagelt es dass es einem das Gehör verschlägt, so etwa muss sich der Weltuntergang anfühlen. Es ist echt dramatisch! Aber ich bin eigentlich sehr gelassen, da ich keine Angst mehr um A haben muss, und um mich hab ich keine Angst, und um materielle Verluste mache ich mir auch keine Sorgen.

Nach etwa zwei Stunden wird’s ruhiger, bei mir ist glaube ich alles dicht, ich sehe es dann am Morgen, auch wie der Camper aussieht nach diesem Hagel. Es blitzt und donnert und stürmt zwar noch, aber es scheint nachzulassen. Ich überlasse alles dem Schicksal und gehe ins Bett.

Am anderen Morgen habe ich mit der Taschenlampe alle Ritzen und Ecken abgesucht, es ist alles trocken, sehr positiv. Auf dem Dach sind kleine Hagelspuren zu sehen, aber sonst ist auf den ersten Blick nichts passiert. Die Sierra Nevada zeigt sich erstmals schneeweiss, man könnte da also zum Skifahren gehen. Man merkt’s an der Temperatur, es bleibt bei ca. 16 Grad stehen. Man kann nur an windgeschützten Orten nackt sonnen.

Habe nachts wieder Herzprobleme, der Puls rast mehrere Stunden auf 140 bis 160, und das Herz macht dabei einen solchen Lärm dass an Schlaf nicht zu denken ist. Manchmal gerät es ins Stottern und ich habe das Gefühl richtig geschaukelt zu werden von den Stössen. Klar dass man so Angst kriegt, aber ich ringe mich wieder zu meinem Zweck-Fatalismus durch: es kommt wie’s kommen muss! Wieder nach rund zwei Tagen beruhigt sich das Ganze allmählich, ich werde dann zuhause zum Kardiologen gehen.

R&C sind gemäss SMS bereits in Roche. Wenn ich auf Cala del Aceite in Conil bin werde ich sie besuchen. Jetzt gegen Ende Monat müssen zuhause Zahlungen erledigt werden. A&E, engste Freunde, erledigen das für mich. Ich kann den Beiden vorbehaltlos vertrauen, sie stehen mir ja auch am nächsten, sie waren auch zu Lebzeiten von A und I eigentliche Familien-Angehörige, näher als alle Verwandten. Es ist toll dass ich die Beiden habe!

Seit zwei drei Tagen hört man aus einer Gartenhütte unweit unseres Platzes ständig ein Winseln. Man sagt dass die Spanier so ihre unerwünschten Welpen entsorgen täten, furchtbar, ich kann das nicht mehr hören! U&A stehen Schmiere, und ich überklettere die Umzäunung, breche die Türe des Häuschen’s auf und finde einen kleinen Welpen in einer total verdreckten Kiste. Ich nehme den Kleinen mit auf den Platz, er ist schwach, halb verhungert und verdurstet. Wir geben ihm Wasser und ein wenig Katzenfutter und baden ihn.

Ich muss ihn ständig tragen, kaum gehe ich einen Schritt weg fiept und winselt er, ich bin nun seine Mutter! Der halbe Platz kommt den Kleinen besuchen, ich bekomme ein Futtergeschirr, ein Katzenhalsband, Hundefutter, alles was es im Moment braucht. Und alle wollen den kleinen Schnüsel knutschen und verwöhnen.

Am anderen Tag bringen wir ihn zu einer Tierärztin, sie entfloht und entwurmt den Kleinen, gibt Anweisungen wie er zu ernähren ist, meint dass er gesund sei ausser ein wenig erkältet und Durchfall, dass es ein Rottweiler sei und ein grosser Hund werde.

Und jetzt die Frage: was passiert mit ihm? Alle hoffen dass ich ihn behalte, meinen das wäre gut für mich, aber ich bin noch nicht bereit, glaube ich. Es ist ein Rüde, wird ziemlich gross, braucht viel Erziehung. Was soll ich tun? Im Moment werde ich diese Nacht zu ihm schauen und ihn pflegen, und morgen sehen wir weiter.

Es weht wieder ein orkanartiger Wind, der Camper wackelt, aber er lässt sich nicht stören, er fühlt sich offensichtlich geborgen. Ohje, mein Herz wird weich, wenn A noch da wäre, wir würden wir ihn behalten. Er schläft am Platz von unserem früheren Hund Chiara , ich bin nachts zwei-dreimal rausgegangen mit ihm wegem Durchfall, aber alles ist trocken und sauber geblieben, bravo Hund. Am Morgen gibt’s weder Toilette noch Dusche sondern nur Hund!

Das geht zwei, drei Tage so, dann habe ich mich entschieden: ich behalte ihn nicht! Als Alleinstehender kann ich ihm die nötige Rundumpflege, die er in den nächsten Wochen noch braucht nicht geben. Ich muss ja einkaufen, waschen gehen, muss auch duschen und aufs WC gehen können. Aber kaum gehe ich ausser seiner Sichtweite fiept und winselt er jämmerlich, er hat jetzt einfach dauernd menschliche Nähe nötig. Dazu braucht’s aber ein Paar.

Ich bin jetzt eindeutig überfordert, noch nicht bereit. Er kann diese letzte Woche bei mir wohnen, aber dann ziehe ich weiter. Ich muss mir Mühe geben dass er sich nicht zu sehr in mein Herz schleicht, er ist ein totaler Schnügel. Die Tierärztin hat via Internet mit Foto’s Interessenten gesucht und bereits einige Bewerbungen erhalten.

Nur unweit von mir steht ein holländisches verheiratetes Schwulenpaar, die hatten früher in Holland ein Hundeschule, und die haben den Narren gefressen an meinem Hund, sie wollen ihn übernehmen und behalten. Er ist dipl. Tiertrainer und damit natürlich ein Idealfall für den Kleinen. Das ist sicher die beste Lösung. Er bekommt’s gut da, ich bin sehr glücklich. Die Rettung eines Hundes ändert die Welt nicht, jedoch die Welt des Hundes ändert sich sehr!

So, jetzt bleiben nur noch 6 Tage an diesem freundlichen Ort, dann geht’s an den Atlantik. Die Tages-Routine kehrt wieder ein, aber ich gehe öfters bei den Holländern vorbei um nach dem Kleinen zu sehen. Er erkennt mich immer sofort, wahrscheinlich ist er ziemlich geprägt von mir weil ich ihn rausgeholt habe und ihn die ersten Stunden immer auf dem Arm gehalten habe. Aber es ist gut dass unser Kontakt nicht lange war, so wird er sich schnell voll an seine neuen Leute anschliessen.

Jetzt ist die Küche bereits weggeräumt und das Zelt leer, morgen muss geputzt werden und dann Abbruch, es gibt viel Arbeit. Am Abend gibt’s noch ein fröhliches, richtiges Abschiedsfest mit Musik und Tanz. Sitze den ganzen Abend an der Bar mit den Freunden, ich trinke ziemlich viel, dann schwanke ich heim und dann ist Nacht im Kopf.

Am Morgen ist dicker Kopf angesagt, aber ich muss trotzdem arbeiten. Schliesslich ist dann doch alles erledigt, es folgt ein letzter Strandschlaf. Am Abend kommen viele Leute in die Apero-Bar um Adieu zu sagen. Ich erlebe dass Leute welche ich vor einem Monat noch nicht gekannt habe mich bitten noch etwas zu bleiben oder mich auffordern auf dem Heimweg nochmals vorbei zu kommen. Es ist mir richtig peinlich, aber es tut ja schon gut auch wenn ich’s nicht ganz verstehe.

Am 3.Februar ist schliesslich Abreise-Tag. das Wetter ist bedeckt, wie sich das gehört. Noch schnell die Gasflasche tauschen, Wasser bunkern, bezahlen und dann: Abfahrt zu neuen Ufern. Am Anfang wird’s eine sehr stürmische Fahrt, die Strecke um Tarifa ist wieder sehr windig. In Zahara gibt’s eine Riesen-Enttäuschung: Der einstige riesige Platz ist nur noch ein kleiner Platz, mit etwa 6 Einheiten belegt, im Moment völlig unter Wasser. Der grösste Teil des Platzes sei illegal auf fremdem Boden angelegt gewesen, und das sei erst beim Tode der eigentlichen Besitzerin des Bodens rausgekommen!

Also Durchstart nach Conil auf den Platz Cala del Aceite. Das Wetter hat sich gebessert, bei der Ankunft scheint sogar die Sonne. Das Paar aus Graz ist sofort gefunden, M stellt mich bei allen ihren Freunden vor, ich werde begrüsst wie ein alter Bekannter und werde beraten bei der Platz-Auswahl. Dass die mir nicht noch den Camper aufgestellt haben ist fast ein Wunder. Es lässt sich also doch schon recht gut an. Nun noch Aufstellen, grob einrichten, etwas kochen und dann Feierabend.

Die Freunde von meinem Österreicher-Paar sind alle sehr nett zu mir, ich kann mir denken dass da M Vorarbeit geleistet hat. Besonders mit S&T aus Duisburg entwickelt sich schnell ein sehr herzliches Verhältnis. Die Beiden haben einiges erlebt, sie sind etwas älter als ich, liebe Leute! Die anderen drei Paare sind ebenfalls aus Deutschland, und bei den Österreichern ist eigentlich die M eine Luzernerin, die einen Mann aus Graz geheiratet hat. Ich fühle mich wohl in diesem Kreis! Auf diesem Platz und auch im Städtchen Conil erinnert mich halt jede Ecke an meine Frau, aber ich muss das bewältigen. Da sind liebe Leute um einen herum schon sehr hilfreich!

Das Städtchen Conil ist nicht zu Fuss erreichbar, aber ich habe ja den Roller. Es ist ein sehr attraktiver Ort, mit guten Einkaufs-Möglichkeiten und einem grossen Wochenmarkt. Früher war dieser direkt am Meer, nun wurde umgezogen in den oberen Teil Conils. Die einmalige Atmosphäre des einstigen «Schlüpfermarktes» ist dabei verloren gegangen, schade!

Habe ein SMS von R&C aus Roche erhalten, bin ihn dann besuchen gegangen. Wir haben ein paar Bier getrunken, uns gegenseitig erzählt was so läuft, und sie haben von ihrer Herreise erzählt, sie haben in Elche gemeinsame Bekannte getroffen, H&H. Sie hatten sich eine ganze Woche Reisezeit gegönnt. Es macht halt schon einen riesigen Unterschied ob man zu zweit oder allein ist!

Das Wetter ist am umschlagen, und es soll zu regnen beginnen und drei Tage lang regnen. Also am Nachmittag ab in die Sauna, aber das macht keine echte Freude. Ich bin in eine Holländergruppe geraten, und das ist nicht auszuhalten! Die Frauen schnattern ununterbrochen und lautstark, eine Tortur! Liege dann zwei Stunden im Whirlpool bis ich ganz aufgeweicht bin. Da ist’s wenigstens ruhiger.

Zum Glück sind die Kontakte mit meinen neuen Freunden angenehmer. Ich werde regelmässig eingeladen zu Kaffee und Kuchen, die beiden Frauen S und M backen leckere Kuchen. Es sind beides sehr sympathische Frauen, haben eine bemerkenswert gute Figur, die S war Spitzen-Schwimmerin und M ist von Natur aus gut gebaut. Kaum zu glauben dass die Schwimmerin 79 Jahre und M 69 Jahre alt sind. Chapeau!

Eines Abends kommt Masha, die Platzbesitzerin, persönlich vorbei und gibt Alarmbereitschaft aus: es werde vor Sturm in Stärke bis 150 Km/h gewarnt. Nur, was man dagegen tun kann ist mir schleierhaft; man kann ja nirgendswo hingehen wo man sicher wäre, und wenn die Camper und Caravans umfallen hält die auch niemand mehr auf, also was soll’s. Abwarten und schauen wie’s kommt, ich nehme das sehr gelassen. Ich lege Geld und Ausweise so bereit dass ich im Notfall sofort mobil bin, räume das Mobiliar in die Garage und stelle den Roller hinter den Camper.

Und dann wird mit Whisky der kommende Weltuntergang gefeiert, mir doch egal. Sogar geschlafen habe ich wenn auch vielfach mit aufwachen weil’s halt schon sehr laut war und sehr geschwankt hat, und auch das Notebook ist vom Kasten runter gefallen.

Am Morgen steht jedenfalls alles noch aufrecht. Natürlich gibt’s etwas Unordnung um’s Haus herum, die Bodendecke ist zusammen-geknüllt und viel Laub und Geäst liegt am Boden, aber ich sehe keinen Schaden. Da und dort wird gehämmert um Heringe neu zu setzen aber ich kann nirgends etwas Aussergewöhnliches sehen.

U vom Almanat hat allerdings geschrieben dass sie den stärksten Sturm hatten den sie je erlebt hätten. Und das am Mittelmeer, da kann man sich schon vorstellen dass wir hier am Atlantik schon etwas sehr Grobes erlebt haben, oder wie ich, verschlafen haben.

Bei einem Besuch von M sprechen wir lange auch über das Single-Leben; sie meint dass es gut wäre wenn ich jemanden kennen lernen täte. Es müsste ja nicht unbedingt jemand sein den man liebt und mit dem man ins Bett geht, aber eine gute Freundschaft sollte es schon sein. Dann könnte man gut zusammen reisen und man wäre nicht allein, hätte jemanden zum reden und ev. auch zum kuscheln. Das ist mir alles auch klar, nur kommt mir niemand in den Sinn aus unserem Freundes- und Bekannten-Kreis. Und ich bin momentan auch nicht bereit dafür, aber ich nehme mir vor offen zu bleiben.

Von R&C habe ich über ein Gruppenmail erfahren dass sie abgereist seien Richtung Norden, sie stehen bereits auf einem SP bei Murcia oben. Nach meinem Besuch ist dies das erste was ich von ihnen höre.

Im Mediamarkt habe ich eine Sound-Bar für den Camper gekauft und im WoMo montiert, nun hab ich das gleiche wie zuhause im Wintergarten. Es gibt Top Sound mit einer Equaliser-App aus dem App-Store.

Morgen gehe ich mit H zum Zahnarzt, muss einen Zahn flicken lassen. Mit D und M in Australien geskypt, wir konnten problemlos miteinander sprechen, ist doch toll. Schade dass es das noch nicht gegeben hat als meine Tochter noch lebte, wir hätten jeden Tag stundenlang mit ihr geplaudert!

Ich richte mir eine Not-Satellitenschüssel ein. Ziemlich viel Arbeit: einziehen eines zusätzlichen Kabels, aufbauen der Schüssel auf ein Dreibein, montieren von Steckern an das Verlängerungskabel. Und dann das Suchen der Satelliten und das Einrichten des Receivers auf die neue Source. Sehr knifflig, aber am Schluss ist nun alles perfekt, zwei LNB’s für zwei Satelliten teilen sich nun die Schüssel, es funktioniert! Alles wieder verstauen, es ist bereit für den Notfall oder für schwierige Empfangs-Situationen, z.B. Sturm.

Mit den Freunden mache ich manchmal lange Spaziergänge durch die wunderschöne Landschaft, Busch und Küste, bis zu vier Stunden. Danach gibt’s meistens Tapas und Wein im Hafen-Beizli, und immer mehr Wein, und dann die ganze Bande bei mir zu Besuch, und wieder Wein. Erst am Abend bei Sonnenuntergang wird meistens abgebrochen.

Solche Tage sind wunderbar, ich darf erleben wie gross die Fürsorge und Hilfsbereitschaft von Menschen ist, obwohl man sich noch gar nicht lange kennt. Ich gewinne echte Freunde, nicht nur so oberflächliche, es geht tiefer.

Und das verunsichert mich sehr, denn ich bin das nicht so gewohnt, ich bin immer eher zurückhaltend. Und wenn mich ein Mann wie H umarmt sowieso. Aber M hat mir gesagt dass sie beide mich sehr gut mögen, aber so gut ist mir fast etwas peinlich. S&T sind fast 80 Jahre alt und sicher nicht mehr so leichtfertig mit ihren Gefühlen, besonders S ist doch eine sehr selbstbewusste Frau. Und wenn die Beiden mir ihre Freundschaft schenken ist das schon stark.

Habe in der Nacht wieder Herzrasen bekommen, es hämmert wieder dauernd mit ca. 140 Schlägen. Keine Ahnung warum und was das bedeuten soll. Aber ich habe nicht mehr so viel Angst, es wird auch wieder vergehen!.

Sind zu Fünft ausgefahren zum Einkaufen, zum Erosci, dann zum Markt, dann noch Lidl und Mercadona. Dazwischen mal was trinken, in der Markthalle in Chiclana noch vier weitere Freunde vom Platz getroffen, zusammen was gegessen, war ein gutes Zusammensein. Auf dem Heinweg am Meer in einem schönen Beizlein eingekehrt, Wein getrunken und später im kleineren Kreis noch einen sehr angenehmen Spätnachmittag verbracht.

Für morgen habe ich 8 Leute zu Besuch eingeladen, ich werde zum Zmittag Spaghetti mit Sugo und Salat und Wein offerieren. Es wären noch einige Leute mehr mit denen ich engeren Kontakt habe aber ich kann halt nicht mehr Leute aufs Mal bewirten, ich habe zu wenig grosse Töpfe! Ich muss am Morgen zeitig mit der Sugo-Zubereitung beginnen, die muss sehr lange köcheln.

Ich stehe früh am morgen auf, schnell duschen und morgenessen. Und dann an die Arbeit. Zuerst ein Kabel basteln für einen zusätzlichen Stromanschluss, weil ich sonst nicht genug Ampere habe für meine zwei Kochplatten. Dann die Aussenküche einrichten. danach alle Zutaten für die Sugo herrichten, Zwiebeln anschwitzen, Fleisch anbraten, einfach alles wie bei A gelernt. Dann aber auch noch ein wenig improvisieren mit scharfem Scoricco, Oliven, Dörr-Tomaten, kleinen sehr scharfen Peperonis usw.

Ab 10.00 Uhr köchelt das Ganze dann bis ca. 13.00 Uhr. Bis dann muss die Tafel hergerichtet und alles für die 8 Gäste bereit gestellt sein. Dann den Salat machen, Salat-Sauce basteln, Wein und Wasser aufstellen, einfach so wie alles sein soll. Die Spahetti koche ich in zwei Chargen. Der Geruch der köchelnden Sugo lockt immer wieder Neugierige an!

Und dann wird gegessen, und ich kann die ganz grossen Komplimente geniessen, zuerst über die Salatsauce, und dann über die wirklich sehr gut gelungene Sugo. Es wird echt «ge..essen», die zwei Kilo Fleisch im Riesentopf Sugo und die drei Pakete Barilla-Spaghetti werden bis auf einen kleinen Rest vertilgt. Die vier Frauen sind des Lobes voll über die genau richtige Schärfe und Konsistenz der Sugo und loben die Vielfalt der Geschmacks-Nuancen. Sie wollen mich alle heiraten!

Die Runde dauert bis um 19.00 und es ist ein total gelungener Anlass. Alle finden dass wir einen tollen Tag erlebt haben und dass sie selten so verwöhnt wurden wie heute, besonders als ich an die Damen je ein «Merci»-Present verteilt habe. Mit den Herren wurden dafür dann die Whisky-Flaschen geleert.

Fazit: absoluter Erfolg, für mich ein sehr schönes Erlebnis mit Freunden die mich offensichtlich mögen und bei denen ich mich gut eingebettet fühle. Die Frauen waschen die ganze Ausrüstung ab und räumen auf soweit sie können, so lieb. So geht der Tag sehr befriedigend zu Ende!

Nun bin ich wieder allein, aber ich bin heute nicht traurig, ich habe das Gefühl dass sich meine beiden Engel mit mir freuen. Noch ein wenig TV, dann glücklich und zufrieden ins Bett, Puls und BT sind ok.

Schönes Wetter, ich bin auf 11.11 Uhr bei den vier Frauen eingeladen: sie feiern Weiber-Fasnacht. Ich habe zwar kein Kostüm, aber sie meinen sie sähen mich gerne nackt. Ich nehme das als Kompliment!

Es ist eine sehr aufgestellte Gruppe, diese vier Paare, alle bunt kostümiert mit Fransen und Orden und Hüten, auch ich bekomme eine Kappe und eine Medaille.

Und mir wird zum Dank für gestern eine originell beschriftete Holzkelle überreicht, so lieb!!! Dann wird den ganzen Tag gegessen und getrunken, dazu natürlich Musik vom Kölner Karneval, weil Ch und W ein ehemaliges Prinzenpaar sind. Erst am Abend als es kühler wird endet die Weiberfasnacht.

Am Nachmittag kommt plötzlich ein völlig kaputter junger Hund auf den Platz, völlig abgemagert, nur Haut und Knochen, extrem scheu und verschüchtert, fast nur kriechend am Boden. Um den Hals ist ein alter Strick gebunden wie er etwa von den Bäumen herunter hängt. Ich bin sicher dass er einer jener Hunde ist die hier in Gruppen zutode gequält werden und der irgendwie davon kam. Wir werfen ihm Brot und Fleisch zu, es ist zum weinen zuzusehen wie er mit der Angst kämpft, aber der Hunger siegt dann doch und langsam wird er ein wenig entspannter.

Nach längerer Zeit lässt er sich dann berühren und lässt sogar das Streicheln zu. Nachdem er mich so akzeptiert hat säble ich ihm den Strick ab, er hält dankbar still. Wir lesen ihm dann gemeinsam ca. 20 Zecken ab. Jetzt läuft er auf dem Platz herum, schwänzelt, aber er ist immer noch sehr geduckt und fluchtbereit.

Wir hoffen dass er wieder geht, denn hier kann ihn niemand aufnehmen, auch ich bin nicht dazu bereit. Er ist zu kaputt, er wird nie mehr ein normaler Hund werden, das beste wäre wenn er sterben würde. Er hat wenigstens wie wir einen schönen Tag hier erlebt.

Heute, am 28.Febr. ist Feiertag, Tag von Andalusien, alle Geschäfte geschlossen. Daher keine Aktionen, am Nachmittag sünnelen und Musik hören und dabei schlafen, dabei bin ich von E über Skype geweckt worden. Bin ja auf dem Bauch gelegen, da hat’s keine Rolle gespielt dass ich blutt war. Der Platzwart hat den gestern zugelaufenen Hund vom Platz vertrieben, er tut mir so leid!

Soeben wurde eine weitere Einladung (mit Plakat!) für den Montag abgegeben. Das wird ja immer hektischer, gut dass ich am Mittwoch abreise! Bei schönem Wetter breche ich Küche und Boden ab, es wird alles gewaschen und kann trocknen.

Dann um 11.11.Uhr ist wieder Karneval angesagt mit grosser stets wachsender Runde, bis zu 20 Leute. Und es dauerte bis abends gegen 19.00. Und immer wieder gibt’s Sachen zum essen und knabern, ein schönes Fest. Aber halt wieder etwas zu viel Bettschwere, ich werde ein Säufer. Habe viel geredet mit T, er ist mir wirklich ein Freund geworden, und auch S mag ich sehr gerne, ich merke sie mich auch. Ich werde morgen diese Beiden mit M&H zum Essen einladen.

Ich mache zwei Schweinsfilet im Speckmantel auf dem Grill, Tomatensalat mit Mozzarella, und M macht den Reis und ein Dessert. Um 14.00 Uhr wird gegessen, die Filet’s sind wunderbar zart, ein bisschen zuwenig würzig weil der Speck eher fad war. Wir haben ein sehr schönes Essen zusammen, das geht bis am Abend. Dann sitzen wir bei T im Wohnwagen, sehr bequem mit viel Platz, und ich spendiere eine Flasche Whisky zum Abschied. Sie lassen mich ungern gehen, und wir wollen auf jeden Fall Kontakt behalten. So um 22.00 brechen wir ab, weil ich ja morgen fahren muss.

Heute am 5.März ist Abreise. Nach dem Morgenessen den Camper reisefertig machen und dann mache ich die Abschiedsrunde auf dem Platz, es fällt uns allen schwer. Aber so gegen 11.00 Uhr bin ich auf Achse gegen Osten. Das Wetter ist trüb, so richtig zum reisen. Bei Tarifa ist wieder das Problem mit dem Wind, teilweise orkanartig. Nach Gibraltar regnets sogar. Aber später, gegen Marbella zu wird’s immer besser, und die Sonne kommt voll durch. Die letzten 100 Km fahre ich im schönsten Wetter, ich muss sogar leichtere Kleider anziehen so warm wird’s

Um 15.00Uhr fahre ich wieder auf den Platz Almanat in Torre del Mar, stelle unweit von A auf. Einige Freunde sind bereits weg, z.B. W&D von Hannover, die mit der Ducati. Und meinem Hund geht’s prächtig, er ist gewachsen aber total verspielt und verschmust, alle auf dem Platz verwöhnen ihn. Er kennt mich sofort und frisst mich fast auf, es geht mir sehr an’s Herz!

Es beginnt wieder in etwa der gleiche Tages-Ablauf wie gehabt: mit dem Töffchen einkaufen gehen, dann Strandspaziergang, im Sand einschlafen, abends an die Bar, dann kochen, essen, TV und ab ins Bett. Dann mal zwischendurch zum Frisör gehen, dem schwulen Holländer mit meinem Hund, mal etwas Tapas essen gehen, mit den Freunden zuhause skypen, zum Chinesen zum rumstöbern fahren.

Aus einem China-Laden kommt man nie mit leeren Händen heraus! Es gibt da einfach alles was es auf der Welt gibt ausser Autos und so, und das zu völligen Phantasie-Preisen. Und so China-Magazine gibts sehr viele, grössere und kleinere, und alle haben alles, nur die Auswahl ist bei den grösseren grösser. Und teilweise gibt es da Dinge die es sonst gar nirgends gibt, besonders für den Haushalt. Darum kann man sich da stundenlang herumtreiben, und etwas bleibt immer hängen.

Ich kann nun erst am Freitag abfahren, weil die Freunde am Donnerstag nochmals das Filet vom Stein essen gehen wollen und mich dabei haben möchten. Danach beginnt für viele der grosse Aufbruch.

Habe heute neue Nachbarn bekommen, Belgier, zwei Frauen, ein Mann, ein Hund. Guter Kontakt, der Hund liebt mich sofort heiss, wegen meinen Gutzis! Die eine Frau spricht etwas Deutsch, sie ist seit sieben Jahren Witwe, sie sagt, dass sie den Hund nur hat weil sie das Alleinsein nicht ertragen hat. Es ist ihr also genauso ergangen wie mir jetzt. Mein Problem ist also ziemlich alltäglich.

K (der mit der COPD) und und ich machen mit den Rollern noch eine letzte Kneipenrunde in die Berge. Nach reichlich Alkohol und Tapas fahren wir dann auf dem «Alkoholweg» nach Hause. Später in der Apero-Bar erzählt er mir dann von seinen Problemen. Er hat zwei Bypässe und einen Schrittmacher, dazu fortgeschrittene COPD. Nun hat man ihm gesagt dass er eigentlich Sauerstoff benötigt, dass aber die Krankenkasse das erst bezahlt wenn es absolut nicht mehr ohne O2 geht. Und weil er sich das selber nicht leisten kann sei das nun ihre letzte Reise gewesen.

Nun, es ist wieder mal so ein Zufall dass ich erstens nicht schon abgereist bin und zweitens dass wir uns etwas näher gekommen sind, und drittens dass ich zuhause noch A’s Sauerstoff-Kompressor stehen habe. Oder ist das gesteuert worden von meinen zwei Engeln? Ich habe ihm diesen Konzentrator als Geschenk angeboten. Er hat das gar nicht glauben wollen denn er weiss dass solche Dinger ein paar Tausender kosten. Aber ich hab ihm erklärt warum ich das so mache, im Interesse von meinen zwei Verstorbenen. Er hat geweint wie ein Kind, er meinte dass es sowas doch gar nicht mehr gäbe.

Dabei steht das Ding bei mir ja nur herum, es macht mich froh dass es jemandem nützt dem es finanziell nicht so gut geht. Ich werde ihn noch revidieren lassen damit er richtig funktioniert, er ist zu lange herumgestanden. Und A hat sicher Freude dass ihre Maschine jemandem nützt. Ich werde sie durch eine Spedition nach Graz in seine Wohnung bringen lassen

Also war das doch ein sehr nützlicher und schöner Tag, obwohl es gegen Abend zu nieseln begonnen hat, und ich eigentlich abreisen wollte. Es bekommt doch alles irgendwie einen Sinn! Hab genug Alkohol gehabt heute. Ohne Znacht und ziemlich früh ins Bett.

Nachts hat’s geregnet, aber jetzt ist› wieder trocken und verspricht wieder schön zu werden. Es ist der letzte Tag hier in Almanat, vielleicht für immer, ich glaube es sogar. Ein bisschen aufräumen, es gibt wenig zu tun für die Abreise, denn ich habe ja nichts aufgebaut. Ein letztes Mal auf den Markt und dann Apero an der Promenade, um 13.00 Uhr treffen wir uns in der Safari-Lounge zum Essen.

Wir sind total 11 Leute, ich esse das letzte Mal ein uruguaysches Angus-Rind vom heissen Stein. Das ist ein roher, 5 cm dicker, 300gr schwerer Mocken, den brät und würzt man dann nach eigenem Gusto.

Man kann das Fleisch aber auch roh essen so zart und aromatisch ist es. Und das für 17 Euro! Ein fröhlicher Nachmittag unter Freunden, schön.

Dann nochmals im Erosci herum bummeln, dann heim. Den Roller einladen, alles abfahrbereit machen, dann Abschiedstrunk an der Bar. Die meisten reisen auch in den nächsten Tagen ab, ein paar bleiben aber bis zu den Ostern. Alle hoffen dass man sich wieder sieht im nächsten Jahr. Ich werde morgen dann adieu sagen.

Heute, am 14.März ist Abreisetag. Morgenessen, dann zahlen, Ade-Runde drehen. Es gibt bei einer Dame sogar leicht feuchte Augen. Die Single-Belgierin steckt mir noch ihre Mailadresse zu, für den Fall! Dann bin ich unterwegs. Ich fahre über Granada, also hinter der Sierra Nevada durch. Da bin ich mal mit A gefahren, es war ihr nicht so wohl da oben in den Bergen, man kommt immerhin auf rund 1400 Meter hoch. Ich entscheide mich den Cabo da Gata endgültig fallen zu lassen, er bringt mir nichts Neues. Warum will ich nicht dahin? Etwas hält mich davon ab!

Das Wetter ist angenehm, ganz leicht bedeckt, in der Sierra muss ich sogar heizen. Es liegt noch sehr viel Schnee da oben, darum sind die Nächte auch unten immer so kalt. Es wird ein leichter Törn, rund 400 Km. In Totana, in der Nähe von Mazaron, so um 16.00 stelle ich mich auf einem kleinen Campingplatz ab, brate meine Schweins-Medaillon und esse früh znacht, habe ja nichts zu Mittag gehabt. Fahre morgen ev. grad durch zum Gänseplatz und bleibe da noch ein paar Tage statt auf Los Escullos. Jetzt bin ich wieder echt allein, keine Sau da. Also bisschen TV, dann früh ins Bett, will morgen um 08.00 abfahren.

Um 7.00 Uhr aufstehen, Morgenessen, WC, dann Abfahrt. Das Wetter wird gut, scheint wenigstens so. Es ist eine wunderbare Fahrt bei schönstem Wetter durch teilweise grandiose Landschaft, zwar fast alles kaputt gebaut, aber man kann sich vorstellen wie’s war. Wie kann man ein ganzes Land in so kurzer Zeit verunstalten bis in den hintersten Winkel? Und dazu kommen jetzt noch die Neubau-Ruinen die man einfach zerfallen lässt. Spanien ist echt vorbei, da auch das Klima sich sehr verschlechtert hat gibt’s keinen Grund mehr dahin zu fahren. Die Spanier selber sind ja auch nicht so zum gern-haben!

Auf dem Cala d’Oque in L’Hospitalet de l’Infant kann ich auf dem selben Platz wie vor fast drei Monaten aufstellen. Werde hier ein paar Tage bleiben, nebenan ist ein junges herziges Schweizer-Pärchen gekommen aus OW, und auf der anderen Seite steht ein Luzerner Paar. Mal sehen ob Kontakt zustande kommt, mit den Schweizern ist das meistens nicht so einfach!

Einen ersten Rundgang in der Umgebung gemacht. Es herrscht ein sehr starker Wind, bei schönstem Sonnenschein. Ich muss den Camper an allen vier Ecken stützen, er wird zu sehr geschüttelt. An Fernsehen ist nicht zu denken, also ziemlich früh ins Bett. Aber der Lärm ist so stark dass ich Oropax montieren muss um überhaupt schlafen zu können. Das kann ja heiter werden.

Am andern Morgen hat der Wind noch zugelegt, ein veritabler Sturm herscht. Wenig geschlafen, früh aufgestanden. Dann in den Lidl mit dem Roller, fast nicht möglich zu fahren, ständige Sturzgefahr. Muss den Roller an ein Geländer anbinden dass er nicht umgeworfen wird.

Mit dem Luzerner gequatscht, er sagt dass es halt da im Ebro-Delta sehr windig ist. Wusste ich ja auch, aber grad so. Mit dem OW-Pärchen Kontakt, sehr jung! Sie knapp 19, er 20, grad RS fertig, muss warten auf Studiumbeginn. Haben vom Vater das Mobil erhalten für eine 6-monatige Reise. Sind jetzt erst eine Woche unterwegs. Kann ihnen einige Typ’s geben.

Habe meine Not-Antenne eingerichtet dass ich trotz Sturm TV habe. funktioniert nach einigem Pröbeln gut. Dann Strand-Spaziergang gemacht mit sünnelen und schlafen. Am Nachmittag lässt der Wind nach, gegen Abend ist Ruhe. Ein sehr schöner Abend, mit Vollmond übers Meer, sehr romantisch. Bekomme Besuch vom Pärchen, wir plaudern und trinken Wein bis Mitternacht, kommen uns recht nahe, sind wirklich lieb die zwei.

Sehr gut geschlafen, strahlender Morgen, windstill. Im Mercadona posten, dann bisschen aufräumen, abwaschen. Das Pärchen reist weiter, schade. Langer Strandlauf, dann liegen und schlafen am FKK-Strand, ziemlich heiss ohne Wind. Gänse füttern, duschen, kochen, TV, ins Bett. Soll ich morgen weiter gehn oder noch einen Tag da bleiben? Das Wetter zuhause wird ja ziemlich schlecht auf Ende Woche, also eher noch da bleiben.

Gut und lange geschlafen, unverändert schönes Wetter, windstill. Mit dem Roller rumbummeln, einkaufen, dann etwas essen und Wein ausprobieren. Dann Strandbummel und im Sand schlafen. Es wird so heiss dass ich sogar bis zu den edlen Teilen ins Wasser gehe, aber da ist Schluss, habe Angst um meine Herzklappe! Ich denke ich reise morgen weiter, hier ist mir etwas zu langweilig, und zudem freue ich mich auf zuhause. Wie wird das sein nach drei Monaten?

Am Abend kommt ein Deutscher und stellt knapp zwei Meter neben mir auf obwohl der Platz fast leer ist. Solche unmöglichen Menschen gibt’s! Unverständlich, aber für mich grad der letzte Anstoss zum wegfahren. Mache mich reisefertig, und morgen geht’s nach Frankreich.

Am 19.März ist wieder Reisetag, bin gespannt wo ich lande. Der Himmel ist bedeckt, ein kalter Wind kommt auf: richtiges Reisewetter. Habe schlecht geschlafen, weiss nicht warum. Um 8.30 Abfahrt, das meiste gemütlich auf der N340, so richtig übers Land. Ich will noch ein letztes Mal das Land fühlen, werde nie mehr dahin kommen. Von Tarragona bis nach Barcelona dann aber doch Autopista, es geht einfach nicht vorwärts. Dann aber wieder auf die N340 und die A7 bis Frankreich.

Kurz vor der Grenze stoppt mich die spanische Polizei, sie sagen ich solle in 2 Km die Ausfahrt nehmen und dort warten. Irgend etwas kommt mir verdächtig vor, ich habe tüchtig Gas gegeben und bin über die Grenze abgeschlichen. Und jetzt bin ich schon weit im Langedoc, in Cap d’Agde, wahrscheinlich in Sicherheit. Habe grad für zwei Nächte gebucht im Fall dass das doch die echte Polizei war und sie eventuell eine Sperre organisiert haben. Der Campingplatz ist praktisch leer.

Der letzte freie Tag, ein Ruhetag. Das Wetter ist nicht mehr gut, bedeckt, zwar nicht kalt, aber halt nicht mehr Spanien. Ich habe hier ein Ehepaar aus Almanat getroffen, W und D, auch auf der Heimreise in die Schweiz. Habe das Riesen-Resort in einem langen Spaziergang erkundet, es ist eine unglaubliche, eher abstossende Welt in der ich da stehe. Es ist eine eigentliche kleine Stadt, in der es alles gibt was man sich vorstellen kann, und alles immer nackt. Riesige Komplexe mit Eigentums-Wohnungen, Mietwohnungen, Häuschen, auch zum mieten, daneben ein grosser Campinplatz auf dem ich momentan stehe. Jede Art von Läden und Gasthäusern, aber in erster Linie sexuell ausgerichtet.

Im Moment ist noch alles geschlossen, aber ab Mai geht hier was ab: Am Schweinchenstrand wird unter Applaus gepoppt was das Zeug hält, und abends werden in den Beizen die letzten Errungenschaften in Sachen Piercings und Tatoos an den edlen Teilen vorgeführt. Werner erzählt dass da die ältesten Mutti’s ihre Geilheit ausleben wollen und in den diversen Club’s die abartigsten Sexpraktiken öffentlich gelebt werden.

Je nun, ich kann jetzt nicht bis Mai warten und mir das ansehen, wäre ja sicher mal interessant, aber extra nochmals soweit da runter fahren lohnt sich nicht. Und dann noch allein, sich aufgeilen und dann allein ins Bett, nicht so gut! Habe noch die letzten Euro’s von der spanischen Prepaid-Karte vertelefoniert und vermailt, jetzt gibts bis morgen Abend keine Kontakte mehr. Dann werde ich in Jussi bei Josef sein und da sollte mein Schweizer-Abo wieder funktionieren.

Am 21.März geht’s weiter, das Wetter bedeckt. Abfahrt um 08.30, keine Probleme. Ruhige Fahrt, mehrheitlich auf Gratisstrassen, da ich auf der Autobahn meistens als Lastwagen taxiert werde und horrende Autobahngebühren zahlen muss. Teilweise abenteuerliche Strassen 4.Klasse gefahren dank dem Navi, weil ich es wieder mal auf «billigste Route» eingestellt hatte. Aber trotzdem nach 8 Stunden bin ich punktgenau auf Chateau Crest in Jussy gelandet.

Hier wird sofort Josef herbeordert, und in Kürze ist eine Flasche Blanc de Blanc geleert. Dann kurze Pause weil Josef eigentlich an einer Sitzung ist, aber um 19.00 ist die zweite Runde mit ein paar Leuten angesagt, bevor Josef um 20.00 an ein Nachtessen mit dem Kirchenchor muss. Und das alles auf nüchternen Magen, denn ich bin nonstop durchgefahren!

Mit ziemlich schwerem Kopf habe ich etwas zum essen geköchelt, die Tagesschau angesehen und dann ins Bett. Um 7.15 ist Frühstück mit den Angestellten angesagt, hoffentlich erwache ich! Ich bin froh dass bisher alles so gut gelaufen ist.

Heute, 22.März ist der letzter Reisetag! Unruhige Nacht, ständig war irgendwer unterwegs auf dem Gelände, zweimal ging eine Einbruchsirene eines Autos los, richtig Action! Habe mit Josef und einem befreundeten Luzerner gefrühstückt und noch ein wenig geplaudert, dann Abschied und ich bin bei strömendem Regen losgefahren.

Es ist eine problemlose Fahrt bis Bern, dann beginnt der echte Horror! Vielfach stehende Kolonne und Schritttempo praktisch bis Wetzikon. Darum komme ich erst am Nachmittag gegen drei Uhr zuhause an. Aber wenigstens ist auch der allerletzte Teil der langen Reise ohne Zwischenfall verlaufen, meinen lieben Engeln sei gedankt.

Als erste fällt mir B um den Hals, auch B umarmt mich, die Beiden haben mich echt vermisst. Freue mich sehr. Danach lasse ich mir Zeit um die ganze Wohnung und die Terrasse zu «erfühlen». Erst dann wird mit entladen begonnen, 4 Maschinen Wäsche gemacht, habe dabei meine teuren Hörgeräte mitgewaschen und getumbelt. Funktionieren natürlich nicht mehr! Und dann viele Mails geschrieben und meine Heimkehr verkündet!

Ich bin froh daheim zu sein, es wartet viel Arbeit mit der Wohnung und dem Camper auf mich. Auch habe ich ein paar wichtige Termin. Es wird eine Zeit brauchen bis wieder Ruhe einkehrt, oder eine nächste Reise beginnt?

Resumee:

Diese Reise war ein Erfolg, ganz besonders im Hinblick auf mein zukünftiges Leben als Single. Sie hat mir gezeigt dass es auch ohne A weitergehen kann und dass es sogar schöne Momente bereit hält. Ich werde sicher weiterhin A vermissen aber nicht mehr mit gesenktem Kopf herum laufen. Das nehme ich mir vor!

Aber auch in anderer Hinsicht war sie ein Erfolg: ich habe viele alte Freunde getroffen und neue dazu gewonnen, und alle haben mich auch als Single liebevoll aufgenommen, dafür bin ich sehr dankbar.

Meine gesundheitlichen Probleme mit dem Herzen sind nicht gravierend, der Kardiologe taxiert sie als Vorhof-Flimmern, welches im Wiederholungsfall gut behoben werden kann. Ich werde also weiterhin mit dem WoMO fahren und hoffe dass alles immer so positiv verläuft. Und ich werde auch weiterhin über meine Reisen schreiben, es macht Spass und gibt später sicher mal etwas zum schmunzeln.

Anfangs April hat mich mein Österreicher-Paar auf ihrer Heimreise für drei Tage besucht, wir hatten eine schöne Zeit zusammen. Erstaunlich: M meint sofort beim eintreten, sie spüre ganz deutlich A, sie fühle sich sofort zuhause und willkommen da! Habe mich sehr gefreut darüber!

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